Wirkt die Gabe von Vitamin D nur bei kombinierter Einnahme mit anderen Mikro-Nährstoffen?
Im Allgemeinen – also ein Mangel an diesen Substanzen ausgeschlossen – wäre da zu antworten: Nein, zumindest ist dies nicht belegt. Die Rede ist dabei von folgenden Substanzen: Magnesium, Bor und Vitamin A, teilweise werden ja auch Selen und Zink empfohlen. Die genannten Spurenelemente und Vitamin A erfüllen ebenfalls wichtige Funktionen, aber von einem weit verbreiteten Mangel ist bei ausgewogener Ernährungsweise nicht auszugehen, insbesondere nicht von einem Selen-Mangel. Eine gewisse Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang das Magnesium.
Ganz allgemein soll an dieser Stelle noch einmal betont werden, dass es bei den verschiedenen Nährstoffen, auch dem Vitamin D, um eine angemessene Versorgung geht. Keiner dieser Stoffe ist ein Wundermittel, und nicht nur zu wenig ist schädlich, sondern auch zu viel kann gar nicht selten mehr Unheil anrichten, als man denken mag.
Also: Ist eine Vitamin D-Kombination nötig? Im Allgemeinen nicht, sie kann aber sinnvoll und im Einzelfall ratsam sein.
Vitamin A
Bei Vitamin A* (96) gibt es durchaus Hinweise darauf, dass dieses nicht nur selbstverständlich ebenfalls seine lebenswichtige Bedeutung hat* (97), sondern auch die Aufnahme sowie die Wirksamkeit von Vitamin D erhöht; allerdings kann man hier eine ausreichende Versorgung durch ausgewogene Ernährung sicherstellen. Außerdem ist bei einer zu hohen Konzentration ein negativer Effekt auf die Effektivität von Vitamin D möglich.
Vitamin A ist in großer Menge ebenso wie Vitamin D v. a. in Lebertran (29 bis 30 mg (bis 75) / 100 g* (98) ) und auch in Leber (25 bis 39 mg / 100 g), Leberwurst (5,6 bis 8,3 mg / 100g), Leberkäse, Aal (0,92 mg / 100 g), Thunfisch (0,45 mg / 100 g), Eigelb, Käse (z.B. Camembert mit 0,4 bis gut 0,5mg / 100 g) oder Süßkartoffel (Batate) vorhanden sowie in relevanter Menge auch allgemein in tierischen Fetten wie Butter (0,53 mg / 100 g), kann aber oft auch als Pro-Vitamin (Beta-Carotin) z. B. in Form von Palmöl (3,55 bis 4,3 mg RE / 100 g), Karotten (5,1 bis 7,8 mg / 100 g), Spinat, Melone, Fenchel, Wirsing, Grünkohl, Feldsalat, Mangold, Paprika, Chicorée, Stangensellerie, Kürbis oder Aprikosen (1,9 mg / 100 g) den Bedarf decken.
Beta-Carotin hat allerdings bei einigen Menschen kaum eine Vitamin A-spezifische Wirksamkeit, da diese – bedingt durch eine ganze Reihe möglicher genetischer Variationen im Beta-Carotin-Stoffwechsel – die Umwandlung in Vitamin A nicht in ausreichendem Maße bewerkstelligen können. Diesbezüglich ist also ein gewisser Teil der strengen Vegetarier und Veganer durch einen Mangel gefährdet. Daneben ist für eine ungestörte Umwandlung eine ausreichende (oder medikamentös adäquat kompensierte) Funktion der Schilddrüse vorauszusetzen.
Außerdem ist grundsätzlich bei der Berechnung der Äquivalenz-Wert (RE)* (99) für Carotinoide zu berücksichtigen: 1 mg Vitamin A (Retinol) entspricht 6 mg Beta-Carotin (oder 12 mg andere Carotinoide, also Alpha-Carotin und Beta-Cryptoxanthin). Der Tagesbedarf bei Erwachsenen wird für Männer meist mit 1 mg Retinol-Äquivalent angegeben, für Frauen mit 0,8 mg, für Schwangere ab dem vierten Monat mit 1,1 mg und für Stillende mit 1,5 mg. Laut neuesten Empfehlungen der DGE von 2020, welche diesmal auf RAE-Basis* (99) erfolgten, liegen die Zahlen etwas niedriger: Frauen 0,7, Schwangere 0,8, Stillende und Männer 0,85 (bzw. ab 65 Jahren 0,8 mg).
Vitamin A ist für den Organismus unerlässlich v. a. in den Bereichen Sehen, Blutbildung, Zelldifferenzierung, Embryonalentwicklung und Immunität. Ein Mangel stellt in vielen Entwicklungsländern immer noch ein sehr ernsthaftes Problem dar, was in einer Reihe von Staaten zum Anreichern von Nahrungsmitteln mit Retinol geführt hat.
Vitamin A kann – wesentlich häufiger als Vitamin D – bei insbesondere anhaltender Überdosierung zu Vergiftungen führen; dies betrifft v. a. Hauterscheinungen und Leberschäden bis hin zur Zirrhose. Die Obergrenze der sicher nebenwirkungsfreien Aufnahme (UL) von Vitamin A wird für Erwachsene mit 3 mg bzw. 10000 IE täglich angegeben, ist für postmenopausale Frauen aber sogar auf 1,5 mg begrenzt.
Bei Rauchern kann auch Beta-Carotin in übergroßer Menge Schädigungen u. a. der Lunge begünstigen. Eine Intoxikation mit Beta-Carotin ist im Übrigen aber nicht möglich, da dieses im Dünndarm nur in dem Maße resorbiert wird, in dem es aufgrund von Vitamin A-Mangel benötigt wird.
Vitamin K2
Die Substitution von Vitamin K2 (MK7* (100)) ist allenfalls bei Behandlungs- oder Prophylaxe-Absicht gegen Osteoporose, Risiko bzw. Hinweisen auf Arterienverkalkung oder Zufuhr höherer Vitamin D-Dosen (mehr als 5000 I.E./Tag) als wirklich sinnvoll zu erachten, ebenso (auch unabhängig von Vitamin D) bei akuter Thrombosegefährdung durch Immobilisierung oder z. B. eine Covid-19-Infektion. Es gibt also durchaus nicht seltene Situationen, in denen die Ausgangsfrage „Vitamin D-Kombination nötig?“ in Bezug auf Vitamin K2 eher mit „ja“ zu beantworten ist. Schaden kann es im Allgemeinen sowieso nicht, lediglich bei Neugeborenen kann Überdosierung zu einem Zerfall roter Blutkörperchen (Hämolyse) führen. (Ansonsten sind Intoxikationen nur mit dem synthetisch hergestellten Vitamin K3 in sehr hoher Dosierung möglich, welches deshalb aber schon länger für den Gebrauch beim Menschen vom Markt genommen ist.)
Im Falle evtl. zusätzlicher Einnahme von Vitamin K2 sollten möglichst keine Kalziumpräparate oder Kalzium-haltige Nahrungsmittel wie Milch oder Milchprodukte gleichzeitig oder in zeitlicher Nähe eingenommen werden, da Vitamin K sich in einem basischen Umfeld zersetzt und in Gegenwart von Kalzium nicht stabil ist. Daher ist auch eine kritische Sicht gegenüber Produkten geboten, die Vitamin K2 und Kalzium gemeinsam enthalten. Bei Einnahme von Kombinationspräparaten mit Vitamin D und Kalzium oder obsessiven Milchliebhabern kann mikroverkapseltes K2 eingesetzt werden, um dieses Vitamin gegen den Zerfall zu schützen. Vitamin K ist außerdem recht lichtempfindlich, sollte daher immer dunkel aufbewahrt werden.
Gefährdet durch einen Vitamin K-Mangel sind a. e. Menschen mit Leberzirrhose, chronischen Darmerkrankungen/Störungen der Darmflora oder langanhaltender oder häufiger Einnahme von Antibiotika.
Achtung: Bei Gerinnungsstörungen oder bei Gebrauch von Vitamin K-antagonisierenden Gerinnungshemmern wie Marcumar oder Warfarin sollte die Einnahme von Vitamin K unbedingt mit dem Arzt abgesprochen werden. Diese Empfehlungen werden im Zweifelsfall analog den früheren Ratschlägen zu einer Vitamin K-armen Diät oder heutzutage viel eher einer Vitamin K-stabilen Ernährungsweise ausfallen. Auch bei ärztlichem OK sind insbesondere in der ersten Zeit besonders engmaschige Kontrollen der Gerinnungswerte (INR!) zu beachten, ebenso eine Regelmäßigkeit in der Dosierung von Vitamin K2 – also kein Auf und Ab!
Besonders reich an Vitamin K sind u.a. grünes Blattgemüse, fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kimchi, Nattõ oder Joghurt, ggf. auch Käse (Spitzenreiter: Raclette) [187] sowie Eigelb und Leber.
Es sei nochmals daran erinnert, dass insbesondere bei Menschen mit gesunder Darmflora Vitamin K2 von den entsprechenden Mikroorganismen gebildet und dem Körper so zur Verfügung gestellt wird.
Zink
Dieses Spurenelement hat für die Funktionsfähigkeit des Vitamin D-Rezeptors und somit für die Aufnahme des Vitamin D in die Zelle eine wichtige Bedeutung.
Zink ist in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln in ausreichender Menge vorhanden, am besten wird es aber in relevanter Größenordnung aus Fleisch und Fisch aufgenommen. Dennoch besteht bei erfahrenen Vegetariern durchschnittlich keine schlechtere Zink-Versorgung als bei Fleischessern. Strenge Vegetarier und Veganer sollten eben im Hinblick auf die Zusammensetzung ihrer Nahrung ohnehin ein besonderes Augenmerk auf eine ausgewogene Berücksichtigung auch der Spurenelemente legen (z.B. auch auf das Einweichen von Hülsenfrüchten, Getreide – auch Haferflocken – und Ölsaaten incl. Nüssen vor dem Verzehr oder der weiteren Zubereitung)* (101) und tun das im Allgemeinen wohl auch* (102).
Übrigens kann man sich grundsätzlich auch mit Zink vergiften. Der Tagesbedarf für einen Mann wird mit 10 mg, für eine Frau mit 7mg angegeben. Als Obergrenze für die tägliche Einnahme nennt das Bundesinstitut für Risikobewertung 25mg/Tag. Symptome einer akuten oder subakuten Intoxikation sind Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall, hohes Fieber/Schüttelfrost (sog. „Zinkfieber“ – dieses tritt allerdings fast ausschließlich bei Schweißarbeiten ohne Atemschutzmaske auf) und/oder Kopfschmerzen; eine chronische Vergiftung kann u.a. Beschwerden verursachen, von denen man sich durch Einnahme von Zink eigentlich das Gegenteil erhofft hat: Kupfermangel (Kupfer ist der Gegenspieler von Zink) führt u.a. zu vermehrter Infektanfälligkeit, es kommt aber auch zu Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche, Blutarmut, Osteoporose oder einer verminderten Produktion von HDL-Cholesterin (das „gute Cholesterin“); außerdem kann zu viel Zink auch das Niveau der Thrombozytenfunktion stark anheben und so u.a. zu Entzündungen führen.
Magnesium
Der tägliche Bedarf an Magnesium liegt bei 300 bis 400 mg; bei einer gesunden Ernährung kann dieser normalerweise ebenfalls gedeckt werden [188, 189]. Beispiele für besonders ergiebige Magnesium-Lieferanten sind Getreideprodukte, Samen und Nüsse – allen voran Weizen- oder Haferkleie, Amaranth, Sesam- oder Mohnsamen, Quinoa, Sonnenblumen- oder Kürbiskerne, Cashew-Nüsse.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass dieses Spurenelement aber auch die Effektivität der Vitamin D-Aktivität potenzieren kann [190].
Bei einer Zufuhr von mehr als 4000 bis 5000 IE Vitamin D am Tag ist aufgrund des vermehrten Bedarfs die zusätzliche Einnahme von 200 bis 300 mg Magnesium oft sinnvoll. Hat der Körper zu wenig Magnesium, kann er das Vitamin D zwar aufnehmen, aber nicht optimal verwerten. Als Kofaktor für CYP2R1, 27B1 und 24A1 kommt dem Magnesium bei mehreren Stoffwechselschritten des Vitamin D-Metabolismus eine entscheidende Rolle zu [191]. Hier wäre die Frage „Vitamin D-Kombination nötig?“ also zumindest mit einem „jain“ zu beantworten.
Mit einer Magnesium-Bestimmung im Plasma oder Serum wird ein Magnesium-Mangel nicht selten übersehen; die Untersuchung im Vollblut ist eine sinnvolle Alternative.
Was ist übrigens der häufigste Auslöser für Magnesium-Mangel? Das ist der Alkoholmissbrauch.
Als wichtigste Nebenwirkung von zu großen Mengen Magnesium sind Durchfall und Magenkrämpfe zu nennen.
Selen
Selen ist wesentlicher Bestandteil der Aminosäure Selenocystein. Die minimal empfohlene tägliche Selen-Zufuhr beträgt bei Erwachsenen 40 µg, optimal sind bei Männern 70 µg, bei Frauen incl. Schwangeren 60 µg und bei Stillenden 75 µg, bei Säuglingen und Kindern schwanken die angeratenen Mengen gewichtsabhängig zwischen 10 und 60 µg, bei Jugendlichen bis 250 µg.
Ein Mangel (Zufuhr unter 30 µg/d bei Erwachsenen) ist in Europa* (103) eine Seltenheit, a. e. bei schlecht geplantem Veganismus anzutreffen. Absolute Spitzenreiter beim Selengehalt von Nahrungsmitteln [192] sind Kokosnuss, Steinpilze, Bückling, Rotbarsch, Scholle, Rinderniere, Paranüsse, Alfalfa / Luzerne-Samen, Thunfisch, Sardine und Garnele. Allerdings sind die gemessenen Werte extrem schwankend, insbesondere bei Pilzen und Pflanzen hängen sie v. a. stark vom regionalen Klima und der Beschaffenheit des Bodens (z. B. Feuchtigkeit, pH-Wert, Tonanteil, Kohlenstoffgehat/Mutterboden) bzw. ist dabei letztlich nicht so sehr der Selengehalt des Bodens, sondern die Verfügbarkeit des für die Pflanzen gut aufzunehmenden Selens entscheidend. So spielen auch Umweltgifte (z.B. Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Cadmium oder das Leichtmetall Aluminium) oder Überdüngung bzw. einseitige Düngung (Ammoniumsulfat) eine Rolle.
Die Resorption im Körper wird durch die gleichzeitige Einnahme von Spurenelementen wie Zink oder von Vitamin C in höherer Dosierung gestört (empfohlener Abstand: 1 bis 2 Std.).
Auch wenn grundsätzlich Selen aus pflanzlicher Nahrung besser aufgenommen wird, spielt hierzulande schon seit Jahren der Fleischkonsum incl. Eiern und Milchprodukten eine größere Rolle, seit der Selen-Zusatz zu Futtermitteln (zunächst in Finnland seit den 1980er Jahren) in der gesamten EU 1992 erlaubt wurde und mittlerweile v. a. bei Schweinen und Geflügel weit verbreitet ist. Daneben kommt es seit den 1980er Jahren zu einem zunehmenden Einsatz selenhaltiger Düngemittel.
Hierzulande sind dennoch eher Krankheiten mit einer gestörten Aufnahme des Selens bzw. hohen Selenverlusten Risikofaktor für eine Unterversorgung. Hierzu zählen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Mukoviszidose, Glutenunverträglichkeit/Zöliakie, Kurzdarmsyndrom, Niereninsuffizienz und chronische Dialyse sowie genetische Defekte im Selenstoffwechsel. Auch Schwangerschaft stellt wegen des erhöhten Bedarfs einen Risikofaktor dar, speziell für die werdende Mutter.
Symptome eines Mangels sind z.B. Störungen der Muskelfunktion, der Spermienbildung, des Immunsystems und im Rahmen von Autoimmunerkrankung wohl auch der Schilddrüse. Dermatologisch auffällig können weißfleckige Fingernägel sein, außerdem scheint ein Mangel auch bestimmte Krebsarten zu begünstigen (insbesondere Lunge, Darm, Prostata). Selenmangel während der Schwangerschaft kann zu einem verringerten Geburtsgewicht führen sowie zu Präeklampsie und Fehlgeburten. Die beiden ausgeprägtesten Selenmangelkrankheiten sind die „Keschan“- und „Kaschin-Beck“-Krankheit mit Herz- bzw. Gelenkbeschwerden – beide sind allerdings von weiteren Einflussfaktoren abhängig und bei uns nicht relevant* (103a).
Eine akute Selenvergiftung kann zu Herzversagen bzw. Kammerflimmern bis hin zum Tode führen. Eine chronisch erhöhte Zufuhr an Selen verursacht Symptome wie Haarausfall, Verlust der Nägel bzw. Störungen des Nervensystems, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Eine Selenüberversorgung kann sich durch einen knoblauchartigen Atemgeruch bemerkbar machen. Als tolerabel wird die tägliche Aufnahme von bis zu 300 µg bei Erwachsenen angesehen, nach anderen Angaben bis 400 µg.
BOR
Hinsichtlich einer insgesamt noch umstrittenen Bedeutung für den Menschen steht in erster Linie die Steuerung der Sexualhormone im Fokus. Ein Mangel soll außerdem zu einer verminderten Wirksamkeit von Vitamin D führen, was wohl aber nicht ganz eindeutig bewiesen ist.
Bor kann aber ebenfalls in ausreichender Menge durch die Nahrung zur Verfügung gestellt werden – der tägliche Bedarf, soweit überhaupt anzugeben, wird auf deutlich unter 1 mg geschätzt. Reich an Borsäure sind Obst (frisch ca. 0,34 mg / 100 g), insbesondere Pfirsiche (7 mg / 100 g), Pflaumen (v.a. Trockenpflaumen: 2,7 mg / 100 g), Trauben / Rosinen, Wein (Rotwein: 0,9 mg / 100 g) und Bier, Getreide (0,6 mg / 100 g) sowie Gurken (3,6 mg / 100 g), Rote Beete (2,1 mg / 100 g, ebenso Rettich), Nüsse (1,4 bis 2,3 mg / 100 g) und Avocado (1 mg / 100 g), auch Mineralwasser (durchschnittlich 0,75 mg / l, jedoch mit extrem unterschiedlichen Werten je nach Marke). Dem Kaviar sind als einzigem Lebensmittel Borverbindungen als Konservierungsmittel zugesetzt und dort auch erlaubt.
Bei anhaltend hoher Zufuhr von Bor kann es zu chronischen Vergiftungserscheinungen kommen, die sich zunächst in Übelkeit und Erbrechen äußern, schließlich sogar zu Schäden des Zentralnervensystems und der Nieren führen können. Gefährdet sind vor allem Kinder, aber auch Jugendliche, Schwangere, Stillende, Männer sowie hormonsubstituierte Frauen in den Wechseljahren. Aufgrund der deutlich höheren Aufnahme gehören auch Vegetarier hier zur Risikogruppe. Seit einigen Jahren wird das Ultraspurenelement sogar als potentiell reproduktionstoxisch* (104) eingeschätzt [193, 194]. Die vom Bundesinstitut für Risikobewertung allgemein empfohlene Obergrenze für die tägliche Aufnahme als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) wird mit 0,5 mg angegeben, die Grenze für die Aufnahme aus allen Quellen incl. Ernährung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit 10 mg / Tag bei Erwachsenen. Eine Bor-Substitution über NEM ist für Menschen unter 18 Jahren sogar verboten.
Anmerkungen (*):
(96): Vorsicht wegen der Möglichkeit von Intoxikation, mit prinzipiell ähnlichen Symptomen wie bei Vitamin D
(97): Am bekanntesten ist seine Funktion für die Augen: Dort kann es u.a. zu Geschwüren der Hornhaut, zum Grauen Star, zur Altersabhängigen Maculadegeneration (AMD) und zur Retinitis pigmentosa führen. In Entwicklungsländern ist ein Mangel eine besonders häufige Ursache für Erblindung. Aber nicht nur für das Auge ist dieses Vitamin sehr wichtig, sondern allgemein auch für die Zelldifferenzierung.
(98): Dieser Wert (von 1979) bezieht sich auf naturbelassenen Lebertran aus Dorschleber. Bei Wikipedia findet sich sogar ein Wert von 75 mg / 100 g. Lebertran-Kapseln und ähnliche Produkte sind inzwischen zum großen Teil im Vitamin A-Gehalt absichtlich deutlich reduziert, um Vergiftungen vorzubeugen.
(99): RE steht für Retinol-Equivalent und sollte nicht mit RAE (Retinol-Activity-Equivalent) verwechselt werden: 1 mg RAE = 1 mg Retinol = 3333 IE Retinol = 2 mg all-trans Beta-Carotin aus NEM = 12 mg Beta-Carotin aus der Nahrung = 24 mg Alpha-Carotin und/oder Beta-Cryptoxanthin aus der Nahrung.
(100): Menachinon 7, dabei sollte man wegen der viel zuverlässigeren Resorption unbedingt die All-trans-Form wählen. Auch MK4 hat im Übrigen seine Funktion, v.a. als Regulator für viele Gene und zur Cholesterinkontrolle, aber eben nicht unbedingt in diesem Zusammenhang.
(101): So wird beispielsweise gerade für das wichtige Spurenelement Zink die Verfügbarmachung für die Aufnahme durch den Darm erheblich dadurch gesteigert, dass die in diesen Produkten reichlich vorhandene Phytinsäure durch Aktivierung der Phytinase abgebaut wird. Das hieran gebundene Zink wie auch andere Mineralien aus diesen Lebensmitteln können so erst freigegeben werden.
(102): Bei dieser Ernährungsweise tritt eine zusätzliche Mangelsituation bei Eisen und Vitamin B12 ohne entsprechende Substitution allerdings fast zwangsläufig auf.
(103): Neben den in diesem Abschnitt dargestellten Sachverhalten, insbesondere die sehr stark divergierenden lokalen Bodenqualitäten, sei nochmals auf den in Europa fast überall gewährleisteten Zugang zu einem breit gestreuten Nahrungsangebot verwiesen, auch bzgl. dessen Herkunft. Rein vom Selengehalt der Böden zählt – großflächig betrachtet – Europa durchaus zu den weltweiten Selenmangelgebieten mit Schwerpunkt u.a. auf der iberischen Halbinsel, Nordskandinavien, Dänemark, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Polen, dem Baltikum und vermutlich auch östlich davon sowie dem südlichen Balkan. Außerhalb Europas sind u. a. besonders schwer betroffen Afrika und der Großteil des nördlichen China.
(103a): Die Keschan-Krankheit tritt praktisch nur in einzelnen besonders selenarmen Regionen im Nordosten von China auf, die Kaschin-Beck-Krankheit in Ostsibirien, der Mongolei, Tibet, Nordchina und Nordkorea.
(104): Das heißt: mit Schädigung der Fortpflanzungsfähigkeit, wobei das sowohl Männer als auch Frauen betrifft.
Quellen:
[187]: Walther B. und Schmidt R. Agrarforschung Schweiz 12, 73–77, 2021. https://www.agrarforschungschweiz.ch/2021/04/schweizer-kaese-liefert-einen-wichtigen-beitrag-an-die-vitamin-k2-versorgung/.
[188]: https://www.eatbetter.de/magnesium-lebensmittel-in-diesen-steckt-am-meisten.
[189]: https://www.arzneimittelfakten.de/magnesium-durchfall/#Wieviel_Magnesium_wirkt_abfuehrend.
[190]: Wyon M.A., Koutedakis Y., Wolman R., Nevill A.M., Allen N. The influence of winter vitamin D supplementation on muscle function and injury occurrence in elite ballet dancers: A controlled study. J. Sci. Med. Sport. 2014;17:8–12. https://doi.org/10.1016/j.jsams.2013.03.007.
[191]: Rosanoff A, Dai Q, Shapses SA. Essential Nutrient Interactions: Does Low or Suboptimal Magnesium Status Interact with Vitamin D and/or Calcium Status? Adv Nutr. 2016 Jan 15;7(1):25-43. doi: 10.3945/an.115.008631. https://academic.oup.com/advances/article/7/1/25/4524034.
[192]: https://www.kochenohne.de/selen-lebensmittel/
[193]: Opinion proposing harmonized classification and labelling at EU level of Boric Acid. European Chemical Agency (ECHA), Committee for Risk Assessment (RAC), 2014. https://echa.europa.eu/documents/10162/19507471-2f49-9564-d788-0452b1e124ab.
[194]: Opinion proposing harmonized classification and labelling at EU level of Disodium octaborate tetrahydrate. European Chemical Agency (ECHA), Committee for Risk Assessment (RAC), 2014. https://echa.europa.eu/documents/10162/24e48bb3-3a68-1dfa-ef39-6e9f4ef92720.