Diskursniveau? Unterirdisch!

Nach der Fridays-for-Future Kundgebung am 25.09.2020 in Marburg forderte Dr. Frank Michler eine Entschuldigung von Ordnerin und Versammlungsleiterin, die ihn als „Verschwörungstheoretiker“ beleidigt hatten. Der „Marburger Stadtmusikant“ solle sich bei Prof. Ines Kappstein entschuldigen, deren wissenschaftlichen Aufsatz er als „verschwörungstheoretisches Machwerk“ verunglimpft hatte, meint Dr. Michler.

Die Corona-Konforme FFF-Jugend ruft zum Klimastreik

Franks Erlebnis-Bericht von der FFF-Demo

Am Freitag den 25.09.2020 war ich mal wieder im Copy-Shop, um ein paar Kopien des Artikels von Prof. Ines Kappstein aus „Krankenhaushygiene up2date“ nachzudrucken. Beim Überqueren der Kreuzung am Rudolphsplatz kam mir die Klima-Demo von „Fridays for Future“ entgegen. Eigentlich wollte ich ‚was essen gehen, beschloss jedoch, nachdem der maskierte Demozug an mir vorübermarschiert war, erstmal bei der Abschlusskundgebung am Erwin-Piscator-Haus den Reden zu lauschen.

Auf der Biegenstraße hatte ich ein kurzes, nettes Gespräch mit einem Pärchen mit Fahrrad und GEW-Fahne. Sie stimmten mir zu, dass der Diskurs um die Maskenpflicht wissenschaftlich und sachlich geführt werden müsse. Ich hatte die 10 Kopien des Kappstein-Artikels eigentlich ausgedruckt, um sie an Marburger Ärzte und Apotheker weiterzugeben, die dieses Material auch für eine mit 3 Punkten belegte CME-zertifizierte Weiterbildung nutzen können. Ich entschied mich jedoch spontan, den zwei aufgeschlossenen und freundlichen Gewerkschaftlern eine Kopie zum Lesen mitzugeben.

Begegnung der anderen Art

Ganz anders verlief kurz darauf eine Begegnung mit einem stadtbekannten Musiker, mit dem ich drei Wochen zuvor am Fuße des Steinweges schon ‚mal ein längeres und kontroverses – aber intellektuell anregendes – Gespräch über die Corona-Krise geführt hatte. Da in dem Gespräch vor drei Wochen auch die Maskenpflicht ein Thema war, dachte ich, auch ihn könnte der Artikel von Prof. Ines Kappstein mit dem Titel „Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit: Keine Hinweise für eine Wirksamkeit“ interessieren. An diesem Tag war eine normale menschliche Kommunikation mit ihm jedoch nicht möglich. Er kreischte sofort los: „Hier. Hallo eh! Ordner! Hier ist jemand, der macht Reklame für COVID-19-Kram!“ Vielleicht konnte er sich nicht an unser Gespräch erinnern, oder hatte einfach keine Lust, mit mir zu sprechen. Das wäre kein Problem für mich. Aber eine derartige Panik-Reaktion auf einen wissenschaftlichen Artikel habe ich noch nie erlebt.

Maskierte FFF-Demo am 25.09.2020

Ein weiterer Demonstrant kam hinzu und forderte: „Verpiss Dich!“. Ooops. In was für einer Kindergarten-Gesellschaft bin ich denn hier gelandet? Auf einer Kundgebung zu Fragen der Geophysik der Atmosphäre hatte ich ein höheres Diskursniveau erwartet.

Eine heraneilende Ordnerin machte mich darauf aufmerksam, dass ich eine Maske tragen müsse. Ich hatte einen Wäschebeutel dabei, der auf anderen Versammlungen auch im direkten Gespräch mit Polizisten als Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) im Sinne von § 1 Abs. 6 Satz 2 der hessischen Corona-Verordnung akzeptiert wurde. Diese MNB setzte ich dann auf, um weiter den Reden zuzuhören. Aber was der Polizei bisher genügte, war für den Stadtmusikant und die Ordnerin nicht maskig genug. Eine „echte Maske“ (TM) wurde nun gefordert. „Wir müssen Dich jetzt vom Gelände schicken. Du darfst hier nicht sein, weil Du keine ordentliche Maske trägst.“ Soso. Eine Maske nach deutscher Ordentlichkeit wurde von der Fridays-for-Future-Ordnerin verlangt, sonst muss ich weg. Dass zeitgleich wenige Meter entfernt ein anderer Demo-Teilnehmer ohne Maske sich gerade eine Zigarette anzündete, interessierte niemanden.

Alerta

„Alerta“ tönte der Stadtmusikant. Laut „Volksverpetzer“ ist dies ein „linksradikaler Schlachtruf“. Vermutlich wollte er sein „Linkssein“ und sein Selbstverständnis als „Antifaschist“ damit zur Schau stellen. In dieser Szene zeigte sich für mich jedoch ein zutiefst antidemokratisches und verfassungsfeindliches Rechts- und Politikverständnis bei diesen FFF-Kundgebungsteilnehmern, die abweichende Meinungen nicht ertragen können und einen wissenschaftlichen Aufsatz als „Verschwörungstheoretisches Machwerk“ ansehen.

Mit der weiteren Begründung, ich würde Verschwörungstheorien verbreiten, verlieh die Ordnerin ihrer Forderung nochmals Nachdruck: „Ich diskutier‘ nicht weiter mit Dir. Ich möchte, dass Du jetzt gehst.“ Noch grotesker wurde es, als die Versammlungsleiterin dazukam. Sie begründete meinen Ausschluss von der Versammlung damit, dass sie (die Organisatoren) sich „klar gegen VerschwörungstheoretikerInnen stellen“, mit „Schwurbel-Demos“ nichts zu tun haben wollen, und dass sie sich auch dagegen stellen, dass die Wirksamkeit von Masken – „die bewiesen ist“, bezweifelt wird „wie in diesem Dokument“. Wenn die Klimapolitik – mit der ich mich noch nicht ausgiebig befasst habe – mit der gleichen Wissenschaftsfeindlichkeit betrieben wird, wie sie FFF-Organisatoren und Kundgebungsteilnehmer mit ihrem Masken-Wahn zeigen – dann kommen mir gewisse Zweifel.

Es wurde mir verboten, „dieses Dokument“ (von Prof. Ines Kappstein) zu verteilen. Kein Problem. Ich hatte eh‘ nur noch 8 Stück, und die waren ursprünglich auch eher für Ärzte und Apotheker gedacht. Aber die Ordnerin und die Versammlungsleiterin redeten weiter auf mich ein: „Du gehst jetzt bitte!“

Rechtsauffassungen

Christian Prölß – Leiter der Marburger Versammlungsbehörde – vertrat die Rechtsauffassung, dass die Versammlungsleiterin mich von der Kundgebung ausschließen könne, weil ich „hier Sachen verteile, die nicht im Sinne dieser Demonstration sind“. Bei einer Kundgebung am 16.05.2020 am Elisabeth-Blochmann-Platz hatte die Marburger Polizei eine völlig andere Sichtweise. Da wurde uns gesagt, dass Megaphon-Sirenen und Dauerdurchsagen, die Reden und Musikbeiträge stören, Teil des demokratischen Diskurses seien, und man auf Kundgebungen eine Gegenmeinung eben aushalten müsse.

So sieht es aus mit Diskursfähigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Gleichheit vor dem Gesetz im Corona-Jahr 2020. Gute Nacht!

Ich fordere sowohl die Ordnerin als auch die Versammlungsleiterin dazu auf, sich bei mir für die Beleidigung als „Verschwörungstheoretiker“ und Veranstalter von „Schwurbel-Demos“ zu entschuldigen. Ebenso fordere ich den Marburger Stadtmusikant auf, sich bei Prof. Ines Kappstein für die Verunglimpfung ihrer wissenschaftlichen Arbeit als „verschwörungstheoretisches Machwerk“ zu entschuldigen.

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