Der Zeitpunkt war auch ein 11. September… Der 11.September 1942.
Während des 2. Weltkriegs, von den Russen meist als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet, wurde das Dorf Dremlevo von den Nazi-Invasoren niedergebrannt. Während der „Operation Dreieck“ wurde es zu Asche verwandelt.
Sie kennen diese Ereignisse nicht? Kein Wunder, diese Geschichte ist im Westen gänzlich unbekannt. Vernichtungskrieg. Operation Dreieck. Massaker.
Ein angehender Wikipedianer hat von dieser Geschichte erfahren, recherchiert und diese Ereignisse zu einem Wikipediaartikel verarbeitet. Wir dürfen raten, was danach passierte…
Markus Fiedler und Dirk Pohlmann (odysee, YouTube) nahmen am 30.08.2022 die Spur der Ereignisse in der Wikipedia-Hierarchie auf.
Was geschah damals?
11.September 1942.
Während des 2. Weltkriegs, von den Russen meist als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet, wurde das Dorf Dremlevo von den Nazi-Invasoren niedergebrannt. Während der „Operation Dreieck“ wurde es zu Asche verwandelt.
Die Nazi-Schergen hatten an diesem Tag 183 Menschen getötet und verbrannt. Lediglich drei Heranwachsende – Nikolaj Jarmoschuk (Николай Ярмошук), Michail Daniljuk (Михаил Данилюк) und Dmitrij Jurassik (Дмитрий Юрасик) – überlebten, verletzt und mit Verbrennungen. Sie waren Zeugen dieser ungeheuerlichen Gräueltat.
Das Dorf, das 43 Gehöfte hatte, verbrannte in einem Feuerring und ist seither nicht wieder auferstanden.
Das Gemetzel von Dremlevo war nur der Auftakt
Dremlevo (eigentlich: Drjemljovo – Дремлево) ist die erste von 628 kleinen Ortschaften in Weißrussland, die v. a. während der unter SS-Oberaufsicht laufenden “Operation Dreieck” nicht nur dem Erdboden gleichgemacht, sondern mitsamt ihrer Einwohner ausgelöscht wurden. Polizeikräfte aus Nazideutschland richteten unter den Bewohnern dieses unglaubliche Gemetzel an. Die Einwohner wurden systematisch ermordet.
Das schreckliche Schicksal eines Dorfes, das nur noch ein Grab hat – eines Dorfes, von dem nicht eine Person, nicht zwei oder drei, sondern eine ganze Siedlung mit vielen Dutzenden von Menschen an einem einzigen Tag begraben ist, hat sich in Belarus in so vielen Dörfern wiederholt – oft mit Hunderten, manchmal Tausenden von grausam Ermordeten. 5295 Siedlungen wurden alleine im Rahmen von solchen „Strafaktionen“ zerstört u. niedergebrannt.
Hier ist die bisherige Liste der zerstörten Siedlungen* (1) in Weißrussland einsehbar: Список уничтоженных населённых пунктов Белоруссии (1941—1943).
Buchführung: Tadellos!
Laut dem „Gefechtsbuch des 310. Bataillons (III) des 15. Polizeiregiments“ war die 10. Kompanie die brutalste während der gesamten Operation. Auf ihr Konto gingen die Vernichtung der Dörfer Borki* (2) und Sjeljony Budy (09. Oktober 1942; auch dieses Dorf wurde selbst nach dem Krieg nicht wiederbelebt), Erschießungen in Pjerjelumje* (3), Asjaty, Antanova, Ljachawitschy und dem ukrainischen Korostowka. Am 21. Oktober ermordete die 10. Kompanie 461 Juden in der Nähe der Autobahn Brest-Moskau (44 km von Brest), nicht weit entfernt von dem Dorf Chadassy im Bezirk Zhabinka. Am 27. Oktober 1942 habe die 10. Kompanie danach in der Nähe von Zhabinka 500 Sowjetbürger vernichtet. Drei Tage später wurde diese Kompanie nach Pinsk entsandt, um das dortige Ghetto zu zerstören. In vier Tagen liquidierte die Polizei 17000 Juden in der Siedlung Dobraja Volja.
Die „Operation Dreieck“ wurde Ende November 1942 abgeschlossen. Nach Angaben der Schlächter selbst wurden von ihnen in dieser Zeit 44837 Menschen hingerichtet, von denen lediglich 113 tatsächlich als Partisanen galten* (4).
Andenken an das Martyrium und Ermutigung zur Menschlichkeit
Die Gedenkstätte Dremlevo befindet sich nur wenige Kilometer von der Agrarstadt Stepanki (eigentlich: Szjapanki), Kreis Zhabinka, im Gebiet Brest. Der Komplex wurde 1982 an der Stelle des Dorfes Dremlevo gegründet, das während einer der „Strafaktionen“ der Deutschen während des Krieges niedergebrannt wurde. In der Mitte des Gedenkkomplexes, am Fuße des Hügels, stehen die Skulpturen dreier trauernder Frauen – einer Mutter, einer Tochter und einer Enkelin. Die Skulpturen bestehen aus Bronze und sind auf 3 Felsblöcken installiert.
Bereits im Jahr 1967 wurde an der Stelle einer der Scheunen, in denen die Menschen von Dremlevo verbrannt worden waren, von Menschenhand ein Hügel aufgeschüttet, auf dem ein Findling mit einer Gedenkinschrift lag.
An jedem Jahrestag der Tragödie findet in Dremlevo eine Trauerkundgebung statt. Die Erde des verbrannten Dorfes ist in der Gedenkstätte Chatyn vergraben.
Einzigartigkeit des Terrors – leider in Serie: Beispiel Chatyn
In Chatyn (Хатынь), das nach seiner Zerstörung ebenfalls nie wieder aufgebaut wurde, befindet sich – stellvertretend für die zahlreichen niedergebrannten Ortschaften und massakrierten Menschen, vor allem aber auch insgesamt für die Opfer des 2. Weltkriegs – eine zentrale Gedenkstätte.
Das weißrussische Dorf Chatyn wurde am 22. März 1943 durch die Vollstrecker des SS-Bataillons „Dirlewanger“ und des 118. Schutzmannschafts-Bataillons zerstört* (5).
Die Henker verbrannten und erschossen 149 Dorfbewohner, darunter 75 Kinder unter 16 Jahren* (10). Der Liquidationsbefehl kam von Polizeimajor Erich Körner. Diese Tragödie wurde zu einem Symbol für die unmenschlichen Gräueltaten der Nazis in den besetzten Gebieten.
Neben Stefan Rudak, der von den Mördern als Kutscher missbraucht wurde, überlebte von den erwachsenen Dorfbewohnern nur der 56-jährige Dorfschmied Iossif I. Kaminskij. Voller Verbrennungen und angeschossen kam er erst spät in der Nacht wieder zu sich, als die Strafeinheiten das Dorf verließen. Unter den toten Dorfbewohnern fand er seinen 15-jährigen Sohn Adam. Der Junge hatte im Bauchbereich fatale Verwundungen erlitten sowie schwere Verbrennungen und starb in den Armen seines Vaters, während er um etwas zu trinken bettelte. Mit seinen letzten Worten fragte er, ob seine Mama noch lebe.
Iossif hatte an diesem Tag nicht nur seinen ältesten Sohn verloren, sondern alle seine vier Kinder sowie seine Frau Adel.
Der Macher: Oskar Dirlewanger
Die SS-Sondereinheit Dirlewanger, die in großem Ausmaß Kriegsverbrechen beging, wurde ab Mai 1940 auf Betreiben Gottlob Bergers von Reichsführer SS Heinrich Himmler zunächst aus rechtskräftig verurteilten Wilderern als „Wilddiebkommando Oranienburg“ aufgestellt und veränderte dann mit dem ersten Einsatz ab September 1940 ihren Status vom Sonderkommando über Bataillons- und nominelle Regimentsstärke (ab 11. Nov. 1942 „Sonderbataillon“ und ab 19. März 1944 „Sonderregiment Dirlewanger“) zur Brigade, bis sie im Februar 1945 in die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS* (11) transformiert wurde.
Die Führung dieser Einheit lag von Beginn an bei dem mehrfach vorbestraften Oskar Dirlewanger. Selbst seine Kurzbiographie lässt einen schaudern bei der Vorstellung, einem solchen Monster ausgeliefert zu sein. Von November 1943 bis Januar 1944 führte vorübergehend Erwin Walser die Einheit. Ab Februar 1942 wurden knapp 100 Männer der Einheit ihrer Bestimmung entsprechend zur Partisanenbekämpfung nach Weißrussland versetzt.
Curt von Gottberg, in dessen Befehlsbereich in Weißrussland Dirlewangers Einheit eingebunden war, hatte in einem Befehl vom 1. August 1943 verfügt, dass die Gesamtbevölkerung aus den Kampfgebieten zu entfernen sei, damit aus diesen „tote Zonen“ würden [5]. Die Sondereinheit kämpfte also nicht nur gegen Partisanen, sondern ihr fielen auch etwa 30.000 russische Bauern und Juden zum Opfer. Eine große Anzahl von Dörfern wurde niedergebrannt.
Sklavenarbeit, Todeskommandos und Massenvergewaltigungen
Die Dorfbewohner wurden meist erschossen oder mit ihren Häusern verbrannt, später oft wegen des Arbeitskräftemangels in Deutschland oder am Ort selbst als Zwangsarbeiter rekrutiert, was besonders Frauen betraf. Ein Schreiben Dirlewangers an den Adjutanten Gottlob Bergers vom März 1944 dokumentiert ein Entgelt von je zwei Flaschen Schnaps pro Frau für insgesamt zehn Zwangsarbeiterinnen, die Dirlewanger für das SS-Hauptamt „beschaffte“ [6].
Laut Abschlussbericht Curt von Gottbergs zur „Aktion Cottbus“ vom 28. Juni 1943 hatte sich Dirlewangers „Entminungsapparat“ vollauf bewährt: Einheimische wurden über minenverdächtige Straßen getrieben, um Minenfelder für das Fortkommen der eigenen Leute unschädlich zu machen [7].
Die „Bandenbekämpfung“ war begleitet von Massenvergewaltigungen und weiteren Exzessen, die Opfer waren häufig minderjährige Frauen und Kinder, zum Beispiel in Chatyn am 22. März 1943. Teilweise war auch Gottlob Berger hieran beteiligt, der eigens aus Berlin anreiste. Er war es auch, der weiterhin Dirlewanger vor Kritik schützte [8]. Was sich dort abspielte, wurde ohne Dokumentationsabsicht Grundlage für den 1985 erschienenen Antikriegsfilm Komm und sieh.
Eine Kurzbilanz
Als Oskar Dirlewanger im Dezember 1943 ein Orden verliehen werden sollte, hatte Dirlewangers Einheit nach den Angaben im Verleihungsantrag 15000 „Banditen vernichtet“, 1100 Gewehre erbeutet und 92 [9] Tote in den eigenen Reihen zu verzeichnen. Das Verhältnis der Zahlen dokumentiert, dass bei den Einsätzen der Dirlewanger-Einheit überwiegend unbewaffnete Zivilisten systematisch ermordet wurden [10].
Die Kollaborateure
Schutzmannschaften
In den Reihen der deutschen Armee gab es Vertreter der verschiedenen Völker der UdSSR, ukrainische Kollaborateure (nicht die geringsten), und aus den Sicherheitskräften Kiews und der Bukowina wurden Polizeibataillone gebildet. Ukrainische Einheiten wurden als Schutzmannschaft bezeichnet, bekannt auch als „Schuma“ und geführt unter den Nummern 109, 114, 115, 116, 117 und 118. Ihre Hauptaufgabe war der Kampf gegen die sowjetischen Partisanen.
Das 201. Schutzmannschafts-Bataillon entstand im Oktober 1941, insbesondere für den bewaffneten Kampf gegen die belarussischen Partisanen und die Vernichtung der Juden. Die Leitung des ersten Unternehmens wurde befohlen von Major Eugen Pobihuschtschiï (Jewhen Pobihuszczyj) und Roman Schuchevitsch.
Mitte März 1942 wurde dem Bataillon Belarus übertragen, wo sie in Unterteilung der 201. Polizeiabteilung umbenannt wurde, die zusammen mit anderen Brigaden und Bataillonen unter dem Kommando von Erich von dem Bach-Zelewski (Obergruppenführer SS) standen. Andere Schutzbataillone beteiligten sich an der Vernichtung der Sowjetbürger in Solotschiw , Ternopil , Sataniv , Winnyzja und anderen Städten und Dörfern der Ukraine sowie in Weißrussland.
Bezirkspolizei
Die Bezirkspolizei des Rayon Ratne an der westukrainischen Grenze zu Belarus, zerstörte unter der Leitung von Logvinski Seniok und zusammen mit dem 15. Schutzbataillon Polizei-Regiment (Unternehmen Nürnberg* (12)) am 23. September 1942 Kortelisse. Das in der Westukraine gelegene Dorf wurde niedergebrannt und 2.892 Einwohner (davon 1.620 Kinder) wurden erschossen. Auch die Nachbardörfer Birk, Sabaloty und Borisovka wurden zerstört.
Sicherheits-Bataillone
Das 50. ukrainische Sicherheitsbataillon hat im Februar und März 1943 an Operationen auf weißrussischem Territorium gegen die Partisanen teilgenommen. Dabei wurden ca. 160 Ortschaften geplündert und mit ihren Bewohnern in Brand gesetzt, darunter: Ambrase, Anisskovo, Bula, Jernosek, Kaljuty* (13), Konstantinovo, Paportnoje (Paporot) und Zokolovo (Sokolov)* (14). Nicht wenige davon findet man auf keiner Karte mehr – sie bleiben ausgelöscht.
Waffen-SS
Die 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) war eine Division der Waffen-SS . Nach ihrem Kommandeur, dem Brigadeführer (äquivalent dem Generalmajor) der Waffen-SS Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski, wird die Einheit auch oft als Kaminski-Brigade bezeichnet. Die Division wurde ausschließlich in der „Partisanenbekämpfung“ eingesetzt.
Kollaborateure als tragende Kräfte von genozidalen „Sonderaktionen“
Im Zuge der „Operation Winterzauber“ wurden von baltischen Kollaborateuren mehrere Zehntausend weißrussische Zivilisten verbrannt, erschossen oder verschleppt.
Die Kollaboration im Ostland hat einen frühen und besonders wichtigen Charakter, insbesondere im Zusammenhang mit dem Holocaust. Sie war in Lettland und Litauen besonders bedeutend und wurde von dem Wunsch nach nationaler Unabhängigkeit angetrieben; von Anfang an war sie von einem starken antisemitischen und antibolschewistischen Ton geprägt. In Estland, wo der Antisemitismus fast nicht existierte, war er deutlich geringer [11].
In Weißrussland, wie in allen besetzten slawischen Gebieten der Sowjetunion, stieß die deutsche antisemitische Propaganda in der Bevölkerung nicht auf Resonanz. Wie die deutsche Führung selbst zugab, empfanden die russische und die polnische Bevölkerung, wie es ein deutscher Kommandant ausdrückte, eine „Klassensolidarität“ gegenüber den jüdischen Arbeitern; diese Bevölkerungen waren an allem, was mit Antisemitismus zu tun hatte, desinteressiert [12].
Das hinderte ehemalige sowjetische Kriegsgefangene oder Weißrussen nicht daran, sich in Hilfspolizei-Einheiten zu engagieren, auch um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, indem sie von der Beute aus organisierten Plünderungen und Diebstählen profitierten, die Teil der antijüdischen Politik waren [13].
Nationalismus als wesentliche Triebfeder faschistischer Gräuel
In Litauen organisierten litauische Einheiten der Roten Armee bereits in den ersten Tagen des Konflikts und noch vor der Besetzung des Landes durch die Wehrmacht eine Meuterei, die den Rückzug der sowjetischen Streitkräfte beschleunigte [14]. Militärische und zivile Autonomisten setzten in Kaunas eine provisorische Regierung ein, die unter deutschem Schutz Autonomie, wenn nicht gar Unabhängigkeit forderte [14].
Wie in der Ukraine organisierten nationalistische Elemente besonders gewalttätige und mörderische Pogrome, deren Brutalität bei einigen Deutschen vor Ort Entsetzen auslöste, während Vertreter der deutschen Besatzungsmacht sie tolerierten, bejubelten oder anstachelten [14].
Ordnung muss sein!
Zwar entsprachen diese Pogrome dem deutschen Wunsch, den spontanen Hass der lokalen Bevölkerung auf die von manchen als jüdisch-bolschewistisches Pack bezeichneten Personen zu instrumentalisieren; doch ihr unberechenbarer Charakter und „die komplexe Mischung ihrer nationalistischen, opportunistischen und antisemitischen Motive“ beunruhigten Reinhard Heydrich und führten dazu, dass die lokalen Aktivisten in den nationalsozialistischen Repressionsapparat integriert wurden [14].
Nach einigen Wochen des Zögerns und sogar widersprüchlicher Politik auf lokaler Ebene entschieden sich die deutschen Behörden, den Aktivismus der lokalen Bevölkerung einzudämmen und sie in die Besatzungsstrukturen zu integrieren [14]. Trotz Hitlers nachdrücklicher Forderung, Nicht-Deutschen nicht zu erlauben, Waffen zu tragen, gab Himmler den Befehl, „zusätzliche Schutzeinheiten zu schaffen, die sich aus ethnischen Gruppen zusammensetzen, die zu uns passen“: Ende Juli 1941 dienten 33.000 Männer in der Schutzmannschaft, und nach einem Jahr unterstützten 300.000 lokale Polizisten die Besatzer in den eroberten Gebieten der Sowjetunion [14].
Die zu Beginn der Besatzung geschaffenen lokalen Beratungsgremien spielten nur eine begrenzte Rolle: Anfang 1943 widersetzte sich Hitler der von Alfred Rosenberg vorgeschlagenen Politik, die auf eine Teilung der Macht zwischen den deutschen Behörden und diesen Versammlungen hinausgelaufen wäre [15]. Im gesamten Ostland war die Zusammenarbeit in der Verwaltung üblich: Die Inhaber „offizieller Funktionen in den Verwaltungen von Siedlungen, Städten und Dörfern tun ihr Bestes, damit die von den Deutschen auferlegten Regeln und Vorschriften akzeptiert werden, und werden zu Hilfskräften der aufstrebenden Verwaltungshierarchie, die in der Regel am unteren Ende der Skala angesiedelt ist“ [14].
„Ohne ihre Unterstützung hätte die Identifizierung, Enteignung und Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung, insbesondere in den ländlichen Gebieten, die Grenzen der logistischen Kapazitäten der deutschen Organisationen überschritten“ [14].
Die Leitung
Zuständig für die SS-Repression im Reichskommissariat Ostland (1941-1944) war Erich von dem Bach-Zelewski.
Eng verbunden mit Himmlers orientalischen Projekten , die ab Herbst 1940 vorbereitet wurden, wurde Erich von dem Bach zum Höheren (r) SS- und Polizeiführer ( HSSPf ) der Zone „Russland Mitte“ (Zentralrussland), abhängig vom Reichskommissariat Ostland, ernannt.
Schlächter in der Opferrolle: Die menschliche Seite des Teufels
Im Sommer 1941 nahm er zusammen mit Himmler während einer seiner mehrfachen Inspektionsreisen an zahlreichen Aktionen der Einsatzgruppen (der mobilen Tötungseinheiten) teil, die in seinem Wahlkreis operierten.: Am 1. Juli während dessen Reise nach Białystok, am 14./15. und 15./16. August während seiner Tour in Minsk. Während dieser letzten Tour vertraut er Himmler seine Befürchtungen über das Schicksal der Mitglieder der Einsatzgruppen an, von denen einige aufgrund der von ihnen durchgeführten Massenerschießungen psychische Störungen bekommen.
Auch er selbst muss nach Aussage des Arztes Ernst-Robert Grawitz an solchen Störungen leiden. Um sie zu überwinden, ist unterbewusste Verdrängungsarbeit erforderlich. Der Mechanismus zeigt sich deutlich in der Wahl des Vokabulars und der Euphemismen, um die Verwendung zu eindeutiger Begriffe wie „töten“, „Tod“ zu vermeiden. Bei einem Besuch in Minsk will Himmler sehen, wie eine „Liquidation“ aussieht. Er bittet Nebe, hundert junge Leute vor seinen Augen zu erschießen.
Erich von dem Bach wendet sich an Himmler, der nach der Erschießung sehr bewegt ist: „Reichsführer, hier sind es nur hundert… Sehen Sie in den Augen der Männer des (Einsatz-)Kommandos, wie tief sie betroffen sind. Diese Männer sind ihr ganzes Leben lang begrenzt. Was für Jünger machen wir hier? Entweder Neurotiker oder rohe Bestien“.
Himmler wendet sich dann an die Männer und weist darauf hin, dass die von ihnen ausgeübte Pflicht abstoßend ist und es schmerzhaft gewesen wäre, Deutsche so fröhlich zu sehen. Aber als Soldat, sagte er, müssen sie gehorchen und er allein muss sich vor Gott und Hitler für ihre Taten verantworten.
Nach dieser Rede besuchen sie noch mit von dem Bach, Karl Wolff und Nebe eine Irrenanstalt. Nebe bittet um Erlaubnis, Dynamit zu versuchen, um die „Verrückten“ zu „liquidieren“. Obwohl von dem Bach (zusammen mit Karl Wolff) einwendete, dass Patienten keine Versuchskaninchen seien, stimmt Himmler diesen Dynamittests zu. Die Ergebnisse sind beklagenswert, und die später angenommene Lösung ist die von Gaslastwagen , wobei das Ziel immer darin besteht, auf der ersten Ebene psychische Störungen der Vollstrecker zu vermeiden, die sonst schießen müssten, um zu töten.
Entschlüsseltes Telegramm vom 16. Juni 1942: „An den Reichsführer-SS [ Heinrich Himmler ] und den Chef der OrPo [ Kurt Daluege ]. Auf der Straße Bobruisk – Mogilew , Gefechte mit Anhängern: 16 Männer des 51. Polizeibataillon wurden getötet. Im Dorf Borky, wo Waffen und Munition gefunden wurden, wurde das Dorf auf übliche Weise dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner liquidiert. Von: Höherem SS- und Polizeiführer Russland Mitte [ HSSPF Russia Center: Erich von dem Bach].
Während er zum Moskauer HSSPf berufen wurde , scheiterte die Wehrmacht einige Dutzend Kilometer von der Stadt entfernt, und er blieb daher bis 1943 auf seinem Posten und befehligte unter anderem Anti-Partisanen-Einheiten an der Ostfront.
In Februar 1942 wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, wie er später behauptete, wegen psychischer Störungen infolge ethnischer Säuberungen und der wiederholten Hinrichtungen von Juden in Weißrussland , die er miterlebte. Einige Quellen behaupten jedoch, dass seine Behinderung rein körperlich war.
Er nimmt seinen Posten im Juli wieder auf, ohne eine Veränderung in seiner täglichen Grausamkeit zu zeigen. Erich von dem Bach ist einer von Himmlers geliebten SS-Regionalführern. Da er sich am Ende seines Krankenhausaufenthaltes sehr langsam erholte, wurde Dr. Ernst-Robert Grawitz , ein renommierter SS-Arzt, erneut von Himmler an sein Bett geschickt. Nach der Diagnose dieses Arztes durchlebt der Patient die unter seiner persönlichen Leitung organisierten Judenmorde sowie andere schmerzliche Erfahrungen im Osten.
Engste Verbindung zur Organisierung des Holocaust
In Juni 1943 wurde er Kommandeur der Bandenkampfverbände, die unter anderem für das Massaker an 35.000 Zivilisten in Riga und den Tod von mehr als 200.000 Menschen in Weißrussland und Ostpolen verantwortlich waren.
Die Anti-Partisanen-Kampfoperationen in Weißrussland waren in Wirklichkeit und vor allem Operationen gegen Zivilisten (gegen die belarussische Bauernschaft) unter dem Deckmantel von Militäroperationen.
Fast die gesamte große jüdische Bevölkerung von Weißrussland, die nicht evakuiert wurde, wurde getötet.
Nicht zuletzt infolge dieser unvorstellbaren Grausamkeiten und der verzweifelten Lage der Menschen kam es in Weißrussland 1942 zu einem der ersten jüdischen Ghetto-Aufstände gegen die Nazis, in der Kleinstadt Lachva.
Der Vernichtungskrieg im Osten – Paradebeispiel Weißrussland
Unglaublicher Blutzoll und verbrannte Erde
Von 1941 bis 1944 ermordeten Wehrmacht und SS bis zu 1,7 Millionen Einwohner von Belarus [16]. Die deutschen Soldaten führten einen Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung. Es wurden mehr als 200 Städte und 9000 Dörfer komplett zerstört. Vielfach trieben die deutschen Soldaten die Dorfeinwohner in Scheunen und brannten diese nieder.
Allein in Minsk ermordete die deutsche Besatzungsmacht mehr als 100.000 Einwohner. Hunderttausende wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt, und die jüdische Bevölkerung von Belarus wurde fast vollständig ermordet. Etwa acht bis neun Prozent aller umgebrachten europäischen Juden stammten aus Belarus.
Fast alle Städte des Landes waren völlig zerstört. Die Industriebetriebe waren um 85 Prozent, die Industriekapazität um 95 Prozent, die Saatfläche um 40 bis 50 Prozent, der Viehbestand um 80 Prozent zurückgegangen. Es gab nach dem Kriegsende drei Millionen Obdachlose. Mehr als 1/4 der belarussischen Bevölkerung war umgekommen.
Das Gebiet Wizebsk, Bezirk Wjerchnjedvinskij, zählt zu den meistbetroffenen Regionen des Landes. Mindestens 243 Dörfer wurden verbrannt. Etwa 80 Prozent aller Kriegsopfer im Gebiet kamen im Rahmen der „Operation Winterzauber“ ums Leben.
Völkermord im Spiegel der Sprache: Zynismus pur
Seit dem 22. August 1942 steuerte Friedrich Jeckeln die sogenannte Aktion Sumpffieber, mit der nach den Worten Heinrich Himmlers die „Bandentätigkeit in Weißruthenien […] grundsätzlich bereinigt“ [16] werden sollte. Dabei kamen etwa 6.500 Mann zum Einsatz, deren ausdrückliche Aufgabe es war, „alle in den Sumpf- und Waldgebieten des Einsatzraumes liegenden Dörfer zu vernichten“ [16].
Im Zuge dieser Aktion wurden auch 8.350 Juden ermordet [15]. Das Unternehmen wurde am 21. September abgebrochen. Jeckeln war ein fanatischer Antikommunist und Antisemit, der es für nötig hielt, „die Juden der ganzen Welt zu ermorden“ [17].
Im Februar und März 1943 leitete er im Norden Weißrusslands die Operation Winterzauber, die im Umkreis von 40 km der vermuteten Partisanenstützpunkte einen unbevölkerten Streifen schaffen sollte. Wehrmachtseinheiten, acht lettische Polizeibataillone, eine ukrainische und eine litauische Kompanie führten die Mordaktion durch, unterstützt von Artillerie, Panzern und Flugzeugen. Alle gefangenen Männer im Alter von 16 bis 50 wurden als „verdächtige Partisanen“ erschossen.
Frauen und Kinder wurden beim geringsten Widerstand massakriert. Frauen wurden vielfach zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Während ihrer Fußmärsche wurden zahlreiche Behinderte, Kinder und Alte getötet. Über 95 % aller „Winterzauber“-Opfer waren Zivilpersonen. Nachweislich wurden „nur“ 200 Partisanen getötet.
Weiterhin wurde ein Großteil der ethnischen Polen (etwa 300.000) in die Polen zugeschlagenen deutschen Ostgebiete zwangsumgesiedelt. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Belarus zehn Millionen Menschen. Erst gegen Ende der 1980er-Jahre hatte die Bevölkerungszahl von Belarus wieder den Vorkriegsstand erreicht.
Die bewaffnete Widerstandsbewegung von Belarus galt als eine der stärksten Europas. Es gab über 1000 Partisanengruppen, welche zumeist kommunistisch, aber auch nationalistisch orientiert waren. Im Herbst 1943 eroberte die Rote Armee den äußersten Osten des Landes wieder und im Sommer 1944 war das gesamte Land zurückerobert.
Ein Hauch Gerechtigkeit?
Strafverfolgung?
Nie wurde in der BRD für diese Massenmorde irgendjemand strafrechtlich belangt, offiziell erfolgte nicht einmal eine Entschuldigung bei den Überlebenden oder den Angehörigen der Opfer. Selbst die namentlich bekannten schlimmsten Kriegsverbrecher, die sich zum Kriegsende in die BRD verkrochen hatten, genossen den Schutz der bundesdeutschen Justiz und Regierung. Auslieferungsanträge der UdSSR (wie auch die anderer, insbesondere weiterer östlicher Staaten) wurden regelmäßig abgelehnt.
Vergeltungsaktionen wurden aus Sicht deutscher Gerichte über Jahrzehnte als gewohnheitsrechtlich erlaubt angesehen [18, 19]. Insgesamt führte von 35 bei der Justiz in den 1960er Jahren eingeleiteten Strafverfahren nur eines zur Anklage und zur Verurteilung von vier ehemaligen SS-Sondereinheitsangehörigen wegen der Beteiligung an Straftaten gegenüber jüdischen Arbeitslagerhäftlingen. [20] Speziell im Zusammenhang mit der „Operation Dreieck“ wurden im Nachkriegs-Deutschland zwei Prozesse geführt, die jeweils mit Freisprüchen endeten [21, 22].
Ende 1975 wurde ein einzelner Prozess durch die Staatsanwaltschaft Itzehoe eingestellt. Der Prozess gegen den Kommandeur des Schutzmannschafts-Bataillons, den Ukrainer Hryhorij N. Wasjura fand 1986 statt – in Minsk, wo er wegen Verrats und Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt wurde. Wichtige Kriegsverbrecher-Prozesse sind in diesem Zusammenhang die Prozesse von Riga, Minsk und Charkow – nicht zuletzt auch wegen der dabei erfolgten umfangreichen Dokumentation.
Mildtätigkeit?
Unter Mithilfe einer weißrussischen Historikerin wurden vor gut 10 Jahren die Namen und Adressen von 250 Überlebenden der „Operation Winterzauber“ zusammengetragen und eine bescheidene private Spendenaktion gestartet.
Alle Betroffenen waren in einem der verbrannten Dörfer geboren und hatten zum Zeitpunkt der Razzien dort gelebt. Bis zur Befreiung des Bezirks durch die Rote Armee hatten diese Menschen keine festen Unterkünfte und überlebten hauptsächlich versteckt in schwer zugänglichen Sumpfgebieten.
Sie erhielten keinerlei Entschädigungsleistungen aus Deutschland. Auch die belorussische Regierung wollte staatliche Privilegien, wie sie Kriegsveteranen zustehen, diesen Menschen nicht gewähren.
Anerkennung historischer Schuld?
Selbst um die „moralische“ Wiedergutmachung ist es eher schlecht bestellt, zumindest in den meisten Herkunftsländern der damaligen Täter. Allen voran ist hier die Ukraine zu nennen.
Dort werden zahlreiche Verbrecher und faschistische Massenmörder nicht nur reingewaschen, sondern genießen offene Verehrung. Davon ist nicht nur der hier etwas bekanntere Stepan Bandera „betroffen“, sondern praktisch jeder, der sich damals durch besondere Grausamkeit gegenüber Russen, Juden, Polen, echten oder vermeintlichen Partisanen oder Kommunisten hervorgetan und einen Namen gemacht hat.
Entsprechende Denkmäler, Gedenktafeln, Museen, Namensgebungen für Straßen, Boulevars, Plätze, Stadien und Schulen sind vorwiegend in der Westukraine in fast in allen größeren Orten präsent.
Beispielhaft sei der erwähnte Roman Schuchevitsch genannt. Solchermaßen öffentlich geehrt wird er u. a. in Kiev, Lviv, Tscherkasy, Morschyn, Krakovets, Sprynja, Borschiw, Iwano-Frankivsk, Kalusch, Chmelnyzkyj, Kniahynychi, Oglyadiw, Schmankiwzki, Staryi Uhryniw, Tyudiw, Zabolotiwka, Buchach, Kamianka-Buzka, Kolomyia, Pukiv, Radomyschl, Rivne, Hrimne und Ternopil [23]. – In nicht wenigen dieser Orte sind z. B. Juden bis heute praktisch ausgerottet.
Vernichtungskrieg, Massaker …
2007 wurde Schuchevitsch übrigens regierungsamtlich zum ukrainischen Nationalhelden ernannt.
Wikipedia-Zensur: Schwamm drüber!
Im vergangenen Jahr befand sich „Oliver“ auf einem Besuch von Weißrussland, wo er Brest und die Region bereiste. Dort gelangte er auch zur Gedenkstätte von Dremlevo. Ein Historiker vor Ort erklärte ihm und seiner Gruppe die Geschehnisse von 1942 und die Hintergründe. Dabei erfuhr „Oliver“, daß vor ihm und seinen Begleitern kein einziger Deutscher diesen Ort seit Kriegsende je besucht habe. Beschämt und entsetzt über die Gräuel, wollte er mehr erfahren und machte sich daran, die Geschichte dieses nicht mehr existenten Ortes aufzuarbeiten.
Auf Wikipedia konnte er trotz akribischer Suche hierzu auch keinen Eintrag finden. Er entschloss sich daher zu seinem ersten Wikipedia-Beitrag, für den er in mühevoller Kleinarbeit die belegten Fakten mit Hilfe eines Übersetzers zusammentrug bzw. zu einem Wikipedia-tauglichen Artikel anpasste. Am 21.07.21 stellte er ihn ein.
Was passierte dann? Schaut selbst – hier einige Zeitmarken zum Video:
3:10: Interview mit „Oliver“
8:37: Wer ist He3nry?
11:31: Bezug zum „Generalplan Ost“ und zur Wehrmachtsausstellung
12:28: Dremlevo
15:24: Diskussion auf Wikipedia über die Löschung
25:00: Machtmissbrauch bei der Wikipedia
32:16: Beschreibung der Zerstörung eines Dorfes
33:13: Weitere Verbrechen der 10. Kompanie des 15. Polizeiregiments
35:19: Gedenken an die Opfer
38:12: Liste der zerstörten Siedlungen
40:34: Fotographische Dokumente
41:40: Strafbataillon Dirlewanger als einer der sadistischsten Verbrecher
45:36: Bandera-Truppen beteiligt und für besondere Grausamkeit bekannt
47:40: Stepan Bandera und die Organisation Gehlen (>BND) / CIA
51:54: Benennung faschistischer Täter passt nicht in die aktuelle Agenda
53:00: Hinweis auf den Antikriegsfilm „Komm und sieh!“
54:40: Neues Massengrab entdeckt in Lagasa/Belarus
56:44: Wikipedia als Desinformations-Instrument
58:30: kurze Erwähnung der von Staats wegen geschützten Denunziations-Plattform Psiram
1:00:14: Säuberungsaktionen von Google am Beispiel eines Artikels über den Wikipedia-Gründer Jimmy Wales
Mit unserem Beitrag verfolgen wir hauptsächlich drei Ziele:
- Erkennbar großen Wert haben wir auf eine möglichst detailgetreue Schilderung der Ereignisse von Dremlevo sowie denen einiger weiterer weißrussischer Dörfer gelegt, die unter der deutschen Terrorherrschaft gequält und begraben wurden. Dazu hat der Autor eigene Recherchen ganz überwiegend mit Hilfe von Sekundärquellen angestellt. Es besteht kein Anspruch auf eine Wikipedia-taugliche Zusammenfassung, auch nicht auf Wissenschaftlichkeit im Sinne des Ausgrabens neuer Erkenntnisse, jedoch auf Wahrhaftigkeit.
- Wichtig ist uns ein wenigstens kursorisches Beleuchten der Hintergründe bzw. Einordnung in den historischen Gesamt-Zusammenhang. Dem Autor ist klar, daß in diesem Rahmen eine umfassende Darstellung des Grauens, welches der faschistische Kriegszug alleine über Weißrussland und seine Menschen gebracht hat, nicht annähernd zu leisten ist. Kaum angedeutet ist z. B. das Schicksal der zahllosen Verschleppten, auch nicht das der Kriegsgefangenen; nicht einmal die Konzentrationslager wurden hier erwähnt, von denen es alleine in Weißrussland 260 gab! Wir hoffen aber, möglichst viele dazu anzuregen, sich mit diesem so wichtigen Thema näher zu beschäftigen. Solange es noch geht….
- Wir wollen auch zeigen, daß durchaus ein Zusammenhang anzunehmen ist zwischen der bis vor ca. 9 oder 10 Jahren eher subtilen Unterdrückung solcher geschichtlicher Realitäten, wie sie in der BRD seit ihrem Bestehen betrieben wird, bzw. den in letzter Zeit immer massiver werdenden Zensurmaßnahmen auf der einen und der aktuellen (geo-)politischen Situation und Kriegstreiberei auf der anderen Seite. Holocaust-Leugnung goes Wiki! Wikipedia ist dabei genauso ein Teil der Gedankenpolizei wie Google, Facebook, Twitter etc., die großen Presse-Agenturen oder der ÖRR.
Abschließend möchten wir Markus Fiedler und Dirk Pohlmann danken, daß sie dieses Thema in die Öffentlichkeit gebracht haben! Großer Respekt geht auch an „Oliver“, der hoffentlich an der Sache dranbleibt. Wir sehen jedenfalls: An Quellen zu diesem Thema mangelt es nun wirklich nicht. Selbst in der Wikipedia (notfalls der französischen oder englischen) findet man bei etwas „Wühlarbeit“ Unmengen an Material und auch sehr viele Literaturangaben. Das ist natürlich nicht jedermanns Sache.
Umso essentieller ist es, Informationen gerade über dieses äußerst dunkle Kapitel einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wenn jetzt bestimmte Administratoren bei Wikipedia anfangen, auf die beschriebene drastische Art und Weise Zensur auszuüben, ist das ein (weiteres) Alarmsignal!
Anmerkungen (*):
(1): Es gibt auch eine geographisch-alphabetisch geordnete (nach kyrillischem Alphabet, wobei natürlich die Namen in der weißrussischen Sprache zugrunde liegen – irrtümlicherweise wurden einige von ihnen automatisch auch ins Deutsche übersetzt, so steht z.B. für Gorodischtsche (übersetzt eigentlich „Festung“ oder „Hochburg“) „Siedlung“), wenn auch unvollständige Zusammenstellung mit 108 derjenigen 186 zusammen mit ihren Menschen zerstörten Ortschaften in Belarus, die für immer verschwunden sind.
(2): Beim Dorf Borki – es gibt eine ganze Reihe davon mit gleichem Namen – ist jenes im Gebiet Mogiljov gemeint, Kreis Kirov.
(3): Pjerjelumje, im Bezirk Zhabinskowskij, Region Brest gelegen, befindet sich ca. 30 km östlich von Brest.
(4): Nach offizieller Regelung galten alle gefangenen Männer im Alter zwischen 16 und 50 als verdächtige Partisanen und wurden erschossen oder erhängt.
(5): Am Vormittag des 22. März 1943 kam es nahe dem Dorf Kosyri (Козыри), wenige Kilometer westlich von Chatyn, zu einem Gefecht zwischen Angehörigen der 1. Kompanie des berüchtigten Schutzmannschafts-Bataillons 118 und Partisanen, bei dem der Hauptmann Hans Woellke sowie drei ukrainische Kollaborateure fielen. Per Funk forderte das Bataillon Unterstützung an. Die Verfolgung der Partisanen, die sich Richtung Chatyn zurückgezogen hatten, wurde abgebrochen, da nicht genügend Kräfte zur Verfügung standen. Auf dem Rückmarsch ermordeten die Schutzmannschaftsleute 20 bis 25 Waldarbeiter* (6), denen die Begünstigung von Partisanen unterstellt wurde. [1]
Als Verstärkung traf nach kurzer Zeit die deutsche Kompanie des SS-Sonderbataillon Dirlewanger ein. Gemeinsam mit den Schutzmannschaftsleuten umstellten und besetzten sie am Nachmittag Chatyn, plünderten dann das Eigentum der Dorfbewohner, die sie in eine Scheune trieben. Dabei vergewaltigten sie auch eine junge Frau, die anschließend zu den anderen in die Scheune gebracht wurde. Die Soldaten legten Feuer an die Scheune und schossen auf die Menschen, die versuchten, sich aus dem Inferno zu retten. [2]
Außer fünf Kindern* (7) (darunter dem Zehnjährigen Anton Baranovskij, dem es ebenfalls gelungen war, sich – schwerverletzt durch ein Explosionsgeschoss im Bein – aus der Scheune zu retten) und Iossif Kaminskij, der aus der brennenden Scheune kriechen konnte, sowie Stefan Rudak, der von den Tätern als Kutscher für den Transport des geraubten Gutes verschleppt wurde, überlebte niemand das Massaker.
(6): Laut anderen Angaben handelte es sich nicht um Waldarbeiter, sondern um 26 Bewohner von Kosyri, die im Wald Brennholz sammelten.
(7): Eines davon, welches später die Ereignisse bezeugte, war der Junge Viktor Zhelobkovitsch* (8), der unter dem Leib seiner sterbenden Mutter versteckt blieb. Er war das jüngste von vier Geschwistern. Er wurde selbst von einer Kugel an der Schulter getroffen – von derselben Kugel, die seine Mutter tötete.
Außerdem hatten zwei Frauen kurz vor der Umzingelung das Dorf verlassen und zwei Mädchen konnten sich erfolgreich verstecken, eines davon in einer Kartoffelgrube auf dem Feld. Von zwei ganz jungen Frauen – Maria Fjedorovitsch (Мария Федорович) und Julia Klimovitsch (Юлия Климович) -, beide 1922 geboren, ist bekannt, daß sie, nachdem sie zunächst mit schweren Verbrennungen überlebt hatten und von Bewohnern des Nachbarorts Chvorostjen (Хворостень) aufgenommen worden waren, nicht lange darauf einem ähnlichen Massaker an den Bewohnern eben dieses Dorfes zum Opfer fielen – im Mai 1943.
(8): Viktor Zhelobkovitsch, der letzte von mehreren überlebenden Einwohnern des weißrussischen Dorfes Chatyn, ist 2020 im Alter von 87 Jahren gestorben. Gebürtiger Chatyner, lebte er nach dem Krieg in Minsk. Er war neun Jahre alt, als sich die Tragödie ereignete.
„Wie die in die Scheune gejagt wurden, wie sie die Wände mit Benzin übergossen, wie das Strohdach sofort in Flammen aufging. Alles fing Feuer, knisterte. Da waren unmenschliche Schreie. Seine Mutter stand an der Tür und hielt seine Hand. Unter dem Ansturm von Dutzenden von Menschen versagten die Türen und stürzten ein. Die Chatyner versuchten, in ihrer brennenden Kleidung zu fliehen, wurden aber sofort erschossen. Eine der Kugeln traf seine Mutter. Sie fiel auf Victor“, berichtete seine Frau aus gemeinsamen Gesprächen.
„Wir haben unser Leben in diesen Unterhaltungen gelebt. Aber ich habe keine Kraft, diesen Kummer mit anderen zu teilen“, gab sie zu.
In der Gedenkstätte Chatyn wurde das Ableben des letzten Zeugen der Tragödie bestätigt, wie Novyje Isvesstija berichtete.
Am 22. März 1943 brannte eine deutsche Strafexpedition das weißrussische Dorf Chatyn bis auf die Grundmauern nieder. Sie töteten 149 Dorfbewohner, vor allem alte Menschen, Frauen und Kinder. Die Menschen wurden in eine große Scheune gesperrt und bei lebendigem Leibe verbrannt, diejenigen, die zu fliehen versuchten, wurden erschossen.
Der einzige Überlebende* (9) unter den erwachsenen Bewohnern des Dorfes war der 56-jährige Schmied Joseph Kaminskij (Иосиф Каминский), der an diesem Tag in den Wald gegangen war, um Reisig zu holen. Sein fünfzehnjähriger Sohn kam ums Leben. Er und sein Sohn wurden zum Prototyp des skulpturalen Denkmals „Der Widerspenstige“, das sich auf dem Gedenkkomplex an der Stelle des zerstörten Chatyn befindet. (…)
Zhelobkovitsch überlebte, weil sein Körper von seiner toten Mutter bedeckt war. Am nächsten Tag wurde er von Bewohnern aus den Nachbardörfern gefunden, die zu der Asche kamen.
Seiner Altersgenossin Sofja Jaskjevitsch (Софья Яскевич) gelang es an jenem furchtbaren Tag des Jahres 1943, schon aus dem Leben gerissen beim absehbaren Tod von Viktor Zhelobkovitsch (Виктор Желобкович), sich zu verstecken.
Aus einem Zeitungsbericht [4]
(9): Was geschah mit den Bewohnern von Chatyn, die den Nazi-Henkern entkamen? Nach offiziellen Angaben, die auf der Webseite der staatlichen Gedenkstätte „Chatyn“ veröffentlicht wurden, wurden in diesem belarussischen Dorf im März 1943 149 Zivilisten von den Bataillonen der Kollaborateure und SS-Dirlewanger bei lebendigem Leib verbrannt und erschossen, mehr als die Hälfte von ihnen waren Kinder, das jüngste war nicht einmal zwei Monate alt. Nur acht von ihnen konnten entkommen. Der Kommandeur des Hilfsbataillons 118, Major Erich Kerner, berichtete, dass die Partisanen am Vortag drei Nazis in einen Hinterhalt gelockt hatten, darunter Hauptmann Hans Wielke, einen ehemaligen Olympiasieger. Kerner schrieb: Die verfolgten Partisanen leisteten so heftigen Widerstand und feuerten aus jedem Haus in Chatyn, dass sogar Panzerabwehrkanonen und Mörser eingesetzt werden mussten. Infolgedessen wurden über 30 Partisanen getötet und „viele Einheimische, von denen einige im Feuer starben“.
Den wenigen überlebenden Dorfbewohnern zufolge war es jedoch anders – die Angehörigen des Strafkommandos umzingelten Chatyn einfach und trieben alle, auch die Kranken, in den Schuppen der Kolchose, den sie mit Stroh bedeckten und mit Benzin übergossen, um ihn in Brand zu setzen. Diejenigen, die versuchten, zu fliehen, wurden erschossen. Kerner war einer der Anführer der Strafaktion.
Nach den Erinnerungen von Viktor Glazkov, Richter des Militärgerichts des belarussischen Militärbezirks (er verurteilte einen der Anführer der Strafaktionen in Chatyn, den Zugführer des Sonderkommandos „Dirlewanger“, Grigorij Vasyura, zum Tode), entkamen zwei Mädchen, Maria Fjedorovitsch und Julia Klimovitsch, aus der brennenden Scheune. Sie wurden von den Bewohnern des Nachbardorfs Chvorostjen aufgegriffen. Doch die Überlebenden kamen bald um – Chvorostjen und seine Bevölkerung erlitten das gleiche Schicksal wie Chatyn.
Wolodja und Sofja Jaschkjewitsch versteckten sich in einem Kartoffelhaufen. Die Kinder erinnerten sich später, dass ein Polizist sie sah, sie aber nicht anrührte, sondern sie nur anraunzte, ruhig zu sein. Auch Sasha Zhelobkovitsch gelang es, sich vor den Peinigern zu verstecken. Zwei Kinder überlebten in der brennenden Scheune: die 7-jährige Vitja Zhelobkovitsch und der 12-jährige Anton Baranowskij – Vitja wurde von seiner Mutter bedeckt, während der verwundete Baranowskij von den Häschern für tot gehalten wurde. Die Kinder wurden später von Dorfbewohnern aus den umliegenden Dörfern gefunden und zu ihren Familien gebracht.
Die Bestrafer dachten auch, dass der 56-jährige Schmied Iossif Kaminskij, dem in den Arm geschossen wurde, tot sei. Er wachte erst nachts auf, als die SS die Asche von Chatyn bereits verlassen hatte. Als die Scheune in Brand gesteckt wurde, gelang es Kaminskij, seinen Sohn Adam herauszuschieben. Der Schmied fand ihn zwischen den Leichen, der Junge war noch am Leben und bat um etwas zu trinken. Er starb bald darauf in den Armen seines Vaters. Nach Kaminskijs Erinnerungen waren die letzten Worte des Kindes die Frage, ob seine Mutter noch am Leben sei.
Aus dieser Episode entstand die Idee für das Denkmal „Der Unbesiegte“ – ein Symbol für die Tragödie von Chatyn. Anton Baranovskij, der in Orenburg arbeitete, kam 1969 bei einem Brand ums Leben – die Baracke, in der er wohnte, fing nachts Feuer und Baranovskij starb an einer Rauchvergiftung. Vladimir Jaskjevitsch arbeitete im Minsker Automobilwerk und starb vor 11 Jahren. Aleksandr Zhelobkovitsch war ein Berufssoldat, der als Oberstleutnant in den Ruhestand ging. Er starb im Jahr 1994. Iossif Kaminskij lebte in dem Dorf Kosyri, Bezirk Logoisk, Gebiet Minsk, und starb 1973. Augenzeugen bestätigen, dass der alte Mann die Gedenkstätte „Chatyn“ bis zu seinen letzten Tagen besucht hat. Sofja Jaschkjewitsch und Viktor Zhelobkowitsch sind die einzigen Überlebenden von Chatyn, die heute noch leben – Jaschkjewitsch arbeitete in einem der Minsker Postämter, Zhelobkowitsch ist studierter Maschinenbauingenieur, beide sind heute im wohlverdienten Ruhestand. [3]
(10): Das jüngste war noch nicht einmal zwei Monate alt.
(11): Nicht zu verwechseln ist diese mit den „Schwarzen Jägern“; diese, die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS, wurde auf Befehl Himmlers vom 19. Februar 1945 aus der SS-Sturmbrigade Dirlewanger und einigen Heeres-Einheiten gebildet. Obwohl Oskar Dirlewanger wegen einer Verwundung bereits am 16. Februar als Sturmbrigadeführer von Fritz Schmedes abgelöst worden war, wurde auch diese Division noch oft mit dem Zusatz Dirlewanger versehen.
(12): Hier waren vor allem die Stadt Glybokaje* (14) und umliegende Ortschaften betroffen. Auch hierzu gibt es erschreckende Dokumente, so das Dokument Nr.156 [11] mit den protokollierten, relativ kurz und rapportartig gehaltenen Aussagen zweier jüdischer Partisanen (15).
(13): Kaljuty liegt (lag!) in der Region Wizebsk, auch dieser Ort ist heute größtenteils nur noch Ackerland. Es ist nicht leicht, etwas über ihn zu erfahren, obwohl es sich um ein recht großes Dorf gehandelt haben muss, dessen Existenz schon für das Jahr 1744 urkundlich bezeugt ist.
(14): Die teils englisch- oder französischsprachigen Quellen lassen aufgrund der oft eigenwilligen Schreibweise manche Orte nicht ohne Weiteres eindeutig identifizieren, die meisten der gerade genannten Dörfer dürften aber im Rayon Wjerchnjedwinskij gelegen sein. Die Schreibweise ist in diesem Artikel, soweit möglich, der üblichen Transkription ins Deutsche angepasst (Ausnahme: zh für j wie in „Journalist“). Zusätzliche Verwirrung kann von leicht unterschiedlichen Ortsbezeichnungen in den landesüblichen Sprachen mit weißrussischen, russischen oder polnischen Namen/Schreibweisen herrühren.
(15): Zwei judische Partisanen schildern am 25. August 1942 die Lage in der Stadt Glubokoe (Głębokie) seit dem Einmarsch der Deutschen1
Bericht der Partisanen Isak L. Blatt und Abram L. Fejgel’man2 über die Lage in der Stadt Glubokoe, Gebiet Vilejka, vom 25. 8. 1942 (beglaubigte Abschrift)
Seit den ersten Tagen der deutschen Besatzung steht das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt still. Die Besatzer starteten Terrormaßnahmen gegen einheimische Aktivisten und erschossen Juden.
Ein bedeutender Teil der Polen begrüßte die Befehle der Deutschen. Die Polen bekundeten offen ihre Sympathie für die Besatzer, indem sie ihnen Aktivisten, Kommunisten und Komsomolzen auslieferten. Auf den von den Deutschen veranstalteten Versammlungen und Kundgebungen traten Polen auf und erklärten, dass sie ihre Befreiung von den Bolschewiken begrüßten. Genauso äußerten sich Polen auch in Gesprächen auf der Straße. Die Deutschen berücksichtigten das und machten sich den Diensteifer der Polen zunutze.
In der Stadt Glubokoe wurde ein polnischer Magistrat eingerichtet, dessen Leitung der ehemalige Hauptbuchhalter der Brotfabrik, der Pole Naumov, übernahm. Sein Stellvertreter
wurde der Pole Ostaševski. Die Deutschen verteilten Lebensmittel und andere Waren aus Geschäften und Lagerräumen an Polen.
Der polnische Magistrat lieferte sowjetische Aktivisten an die Deutschen aus. Mit Genehmigung der Besatzer gab der Magistrat Polen ihre Häuser zurück, die vom Städtischen
Amt für Kommunalwirtschaft verstaatlicht und kommunalisiert worden waren. Mit Hilfe des polnischen Magistrats begannen die Besatzer damit, die Bevölkerung offen auszurauben: Sie nahmen Lebensmittel und andere Waren sowie warme Kleidung an sich.
Zunächst erlaubten die Deutschen an Schulen das Erlernen der polnischen Sprache. Die Unterwürfigkeit der Polen gegenüber den Besatzern war grenzenlos. Im November richteten die Deutschen eine Kreisverwaltung ein, in der ebenfalls Polen beschäftigt wurden. In der russischen und weißrussischen Bevölkerung der Stadt breitete sich Unzufriedenheit aus, die sich darin äußerte, dass alle vom Magistrat und von der Kreisverwaltung organisierten Veranstaltungen sabotiert wurden.
Die Deutschen berücksichtigten dies und korrigierten rasch die Verhältnisse. Im Dezember wurden alle Polen in der Kreisverwaltung durch Weißrussen ersetzt, an den Schulen wurde die polnische Sprache verboten. Nun wurden die Polen von den Besatzern strenger behandelt, so wie die übrige einheimische Bevölkerung auch.
Einige Komsomolzen und Mitglieder der KPdSU haben sich offen auf die Seite der Besatzer geschlagen und arbeiten nun mit den Deutschen zusammen. So sind der Komsomolze
Matjušonok und die Polin Irga als Dolmetscher tätig. Der Kaufmann Liderman3 trägt eine Armbinde mit der Aufschrift „Judenältester“ und führt alle Befehle der Deutschen aus. Liderman organisierte zusammen mit der Polizei den Freikauf jedes einzelnen Juden gegen Gold. Als die Juden kein Gold mehr hatten, begannen die Deutschen, alle Juden zu erschießen.4
In der Kleinstadt Plissa5, Gebiet Vilejka, verriet ein polnischer Polizist, der in den Dienst der Deutschen wechselte, 15 Menschen. Sie waren Mitglieder der KPZB6 und des sowjetischen Parteiaktivs und wurden daraufhin erschossen. Weitere Mitglieder der KPZB, die im deutschen Hinterland verblieben sind, leisten keine Untergrundarbeit in der Bevölkerung, sondern sitzen es aus.
Die Besatzer zerstören in der Stadt Glubokoe Wohnhäuser aus Stein. Sie nehmen sie auseinander und verkaufen die Backsteine an Bauern. Von den Betrieben funktionieren nur noch die Speiseölfabrik und die Gerberei. Im Kriegsgefangenenlager Glubokoe waren im Winter 17 000 Menschen untergebracht, jetzt sind dort noch etwa 2000 verblieben. Die anderen wurden erschossen bzw. sind gestorben.
1 RGASPI, 69/1/1081, Bl. 62+RS. Das Dokument wurde aus dem Russischen übersetzt.
2 Isak Lejbovič Blatt (1919–1944) und Abram Lejbovič Fejgel’man (*1912) gehörten der Partisanenbrigade „Vorošilov“ an.
3 Richtig: Gershon Lederman (1888–1943), Kaufmann; 1941 von den Deutschen zum Judenältesten in Głębokie ernannt.
4 Nachdem der Gebietskommissar das Getto Głębokie Ende Mai 1942 in zwei Teile getrennt hatte, wurden die Juden in zwei Gruppen geteilt: Handwerker mit ihren Familien und vermeintlich nicht Arbeitsfähige. Dem Judenrat wurde auferlegt, so viele Wertsachen wie möglich bereitzustellen; am 2. 6. 1942 ließ der Gebietskommissar der Reichskreditkasse in Riga mehr als vier Kilogramm Gold zukommen; deutsche Sicherheitspolizisten erschossen am 19. 6. 1942 mehr als 2200 Juden; siehe dazu auch Dok. 123 vom 1. 7. 1942.
5 Plisa liegt etwa 20 km östlich von Głębokie.
(Weitere) Quellen / Literatur:
[1]: Bernd Boll: Chatyn 1943. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. WBG, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-232-0, S. 22f.
[2]: Bernd Boll: Chatyn 1943. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. WBG, Darmstadt 2003, S. 23f.
[3]: https://russian7.ru/post/chto-stalo-s-zhitelyami-khatyni-kotorye-sp/
[4]: https://pobedarf.ru/2020/05/31/umer-poslednij-vyzhivshij-v-hatyni/?doing_wp_cron=1662738425.4675259590148925781250
[5]: Christian Ingrao, 2006, S. 35 f.
[6]: Schreiben Dirlewangers an Bergers Adjutanten Blessau vom 11. März 1944, siehe Stang, „Dirlewanger“, S. 71. Das Schreiben und die Antwort Blessaus abgedruckt bei Rolf Michaelis: „Das SS-Sonderkommando Dirlewanger. Der Einsatz in Weißrussland 1941–1944.“ 2., revidierte Auflage, Michaelis, Berlin 2006, ISBN 978-3-930849-38-3, S. 111. Vgl. auch Ingrao, 2006, S. 164.
[7]: Vernehmung von 1948, siehe Knut Stang: Dr. Oskar Dirlewanger – Protagonist der Terrorkriegsführung. In: Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul (Hrsg.): Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-16654-X, S. 71. Vgl. auch Ingrao, 2006, S. 131 f., 233.
[8]: Bezugnehmend auf Nachkriegsaussagen (unter anderem Nürnberger Dokument NO-867): Stang, „Dirlewanger“, S. 71.
[9]: Laut Verleihungsantrag, siehe Michaelis, Sonderkommando, S. 25. Die eigenen Verluste betrafen vorwiegend die ukrainischen und russischen Hilfstruppen, bis Ende 1943 hatte das eigentliche Kommando 19 Tote zu verzeichnen. Hierzu: Stang, Dirlewanger, S. 71.
[10]: Michaelis, Sonderkommando, S. 25.
[11]: Hoppe, Bert: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II: Generalkommissariat Weißruthenien und Reichskommissariat Ukraine. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 14.12.2015 – 764 Seiten, S. 369
[12]: Lucy S. Davidowicz: Der Krieg gegen die Juden. 1933 – 1945. München, Kindler Verlag, Gebundene Ausgabe 1. Januar 1979, ISBN-10: 3463007681, ISBN-13: 978-3463007687
[13]: Saul Friedländer (Autor), Martin Pfeiffer (Übersetzer): Die Jahre der Vernichtung. Band 2: Das Dritte Reich und die Juden: 1939-1945. 2. Ausgabe, 3. November 2006. Hsg. H. C. Beck. ISBN-10: 3406549667, ISBN-13: 978-3406549663
[14]: Christopher R. Browning: Die Entfesselung der ‚Endlösung ‘. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939 bis 1942. Propyläen Verlag, München 2003. ISBN 9783549071878
[15]: Christian Baechler,Guerre et exterminations à l’Est. Hitler et la conquête de l’espace vital 1933-1945, Paris, Tallandier 2012 (ISBN 978-2-84734-906-1), S. 291
[16]: Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944. Hamburg 1999, S. 930ff
[17]: Gerlach 1999, S. 1140
[18]: vgl. BGH, Urteil vom 28. April 1955 – 3 StR 603/54
[19]: Günter Gribbohm: Selbst mit einer Repressalquote von zehn zu eins? Über Recht und Unrecht einer Geiseltötung im Zweiten Weltkrieg. Rechtsgeschichte und Rechtsgeschehen, Kleine Schriften Bd. 6, 2006, S. 29, 32.
[20]: Christian Ingrao, 2006, S. 217–219
[21]: LG Lübeck, 720628, 2 Ks 2/71
[22]: LG Kiel, 770624, 2 Ks 11/76
[23]: https://weltnetz.tv/story/2801-denkmaeler-fuer-nazi-kollaborateure-der-ukraine