„Wir sind die Guten!“

Im Folgenden möchte ich versuchen, das, was dieser Mentalität/Rhetorik zu Grunde liegt und sich aus ihr verheerenderweise ergibt, gedanklich/psychologisch etwas auseinander zu dröseln:

Vorannahmen und Fehlschluss

„Wir sind die Guten“

-> impliziert m.M. die folgenden inhärenten Denkstrukturen und fatalen ethischen Fehlschlüsse:

Prämissen:

– Die, die anders handeln als wir, handeln böse

– und sie handeln böse, WEIL sie böse sind.

Konklusion:

– Und das Böse muss mit psychischer/physischer Gewalt bekämpft/unterdrückt werden (hier die Rechtfertigung für Nötigung, Bloßstellung, Einschüchterung, Unterdrückung bis hin zur physischen Eskalation – was auch immer für den „Guten“ erforderlich ist, um den „Bösen“ davon abzuhalten, weiter „böse“ zu handeln).

Bsp.: die selbsternannte Antifa, die in Anbetracht ihrer faktischen Politik eher den NamenProfaschistischeAktion oder Transatlantifa führen sollte, mit ihrem Aufreten im Kampf für „das Gute“ gegen „die Bösen“ bei öffentlichen Veranstaltungen und mit Onlineprangern und Hetzseiten, auf denen Menschen persönlich und mit Foto bloßgestellt werden.

‼️WER BEI DIESEM SCHRITT LANDET, HAT m.M. NACH EINE FASCHISTOIDE DENKSTRUKTUR UND MORAL ENTWICKELT – gigantische menschlicheVerirrung/Verwirrung‼️

Eine entsetzliche Konsequenz dieser zerstörerischen Fehlannahmen: Der Zweck heiligt die Mittel – so extrem wie nötig!

Konsequenz:

-> der Zweck heiligt die Mittel – so extrem wie nötig, und je extremer „gut“, desto moralisch „besser“ wird man.

Denn:Wenn der einzige Handlungsgrund für den „Bösen“, den man sich – infantil und unterkomplex – vorstellen kann, da lautet, dass er eben böse ist, dann gibt es ja auch keine andere Lösung als eine Gewaltsame.

„Bösesein“ als Handlungsgrund lässt sich schließlich nicht durch ein inhaltliches ins Benehmen setzen auflösen. Gewaltlose Konfliktlösungen daher a priori nur möglich, wenn man bei Anderen inhaltliche Gründe für ihr Handeln annimmt, die sich gemeinsam verstehen und auflösen lassen. Diese Disziplin muss man auch dann aufbringen – oder viel mehr gerade dann –, wenn einem die Handlung des Anderen absolut missfällt, sie einen empört und zu Aggression provoziert.

Perverse Eigendynamik dieser Fehlannahmen bis zum totalen Verlust ethischen Handelns und menschlicher Empathie

Besonders pervers gestaltet sich dabei die folgende Dynamik dieser Fehlannahmen, die vollends dem absoluten Verfall zu psychopathischem Empathieverlust und Unmenschlichkeit Vorschub leisten:

Der „böse Gegner“ gibt dabei vor, wie gewaltsam man als Guter glaubt, sein zu „müssen“/“zu dürfen“. Nimmt “der Böse“ ein “Angebot“ an, braucht man nicht ganz so viel „Gewalt der Guten“ – will er länger aufrecht bleiben (partout „böse bleiben“), muss man ihn eben zur Not als „Guter“ sogar mit der „Gewalt der Guten“ vernichten – dazu wird man als „Guter“ von ihm praktisch gezwungen. Diese Fehlannahme erlaubt es “dem Guten“, entsetzliche Dinge zu tun, ohne sich selbst für diese Handlungen verantwortlich zu fühlen. Einem emphatischen Zugang, der einen überhaupt erst verstehen lassen könnte, was man dem Anderen antut, ist damit jede Grundlage entzogen: Auch das Schlimmste erscheint rechtfertigbar – der Andere müsste ja nur anders handeln.

Selbsterfüllende Prophezeiung entgegen des eigentlichen Handlungsziels “der Guten“

Paradox: Tatsächlich handelt „Der Böse“ aber natürlich aus anderen Gründen als seinem „Bösesein“. Jeder Mensch und jede Gemeinschaft handelt aus zugrundeliegenden Ursachen (guten/schlechten/bewussten/unbewussten).

Um eine unliebsame Handlung(sspirale) aufzulösen, müsste man sie also in den Gründen verstehen wollen und sich über sie ins Benehmen setzen, um die Gründe für unliebsame Handlungen zu beseitigen und gemeinsame Gründe für gewünschte Handlungen zu schaffen.

Da der „Gute“ genau dies sogar vehement ablehnt („Verharmlosung“, „Da gibt es nichts zu verstehen“, „Da kann man nicht/darf man nicht verstehen..“ – die Empörung und die Fähigkeit zum Unverständnis des „Bösen“ machen „den Guten“ ja gerade „gut“), bleiben die sachlichen Handlungsgründe natürlich unverändert bestehen. Die „Empörung der Guten“ ändert schließlich nichts an ihnen – z. B. daran, dass man sich existenziell bedroht fühlt; die unliebsame Handlung wird also unweigerlich weiter bestehen bleiben.

Wenn der ursprüngliche Handlungsgrund bereits genau das war, dass man sich gewaltsam behandelt oder bedroht fühlt, dann kapriziert sich diese Dynamik noch ins Absurde, und man sorgt sogar als „Guter“ – im völligen Verkennen der eigenen Wirkung – dafür, dass der „Böse“ nun erst recht gar nicht anders handeln kann. Dies geschieht, indem man selbst dessen bereits bestehende Handlungsgründe für das unliebsame Verhalten noch verstärkt – statt zu versuchen, sie gemeinsam aufzulösen.

Die weitere verheerende Konsequenz dieser Fehlannahmen:

Für den infantilen Gutmenschen gibt es da nur eine Lösung: Mehr Gewalt! Hier entsteht dann offensichtlich eine Eskalations- und Gewaltspirale.

Weiterführende Gedanken und Lösungen

Dazu gibt es noch viele spannende weiterführende Gedanken wie:

-> illusorisches Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung (autoritäres Bedürfnis) durch Gewalt als vermeintlich einzigem Weg, anstelle eines einvernehmlichen Weges durch Konsens.

Dass wir diese eigentlich trivialen zivilisatorischen und ethischen Erkenntnisse kollektiv wieder beinah vollkommen verloren zu haben scheinen, ist ein unfassbarer Regress in Richtung einer „gesamtgesellschaftlichen Bewusstlosigkeit“ (Dutschke).

In diesem Sinne glaube ich, dass wir uns, konstruktiv gesehen, als Menschen mit eben genau diesen Mechanismen und Dispositionen viel bewusster beschäftigen müssen. Von diesem existenziellen Unterfangen hängt für uns letztendlich alles ab. Die katastrophale Alternative ist die Perspektive einer gemeinsamen Welt, die wir uns einmal mehr durch den totalen Kollaps ethischen Denkens zerstören, sodass nur Verlierer und Leidtragende übrigbleiben.

Totaler Kollaps ethischen Denkens und Empfindens

Dazu einige Gedanken zu dem totalen ethischen Kollaps, den ich kürzlich anlässlich des Skandals um die ZWEI Münchener Kliniken behauptete, die die Behandlung russischer Patienten ablehnten, und weiterer unfassbarer Ereignisse.

Ereignisse, die wir – in einer ehemals noch intakte(re)n ethischen Verfassung – samt und sonders, ohne jede Debatte und völlig selbstverständlich für absolut untragbar gehalten hätten (Angriffe auf Botschaften sowie nationalistische Gewalt und Diskriminierung in Restaurants – na gut, Letzteres kennen wir schon).

In unserer derzeitigen Verfassung scheinen wir kollektiv nicht mehr in der Lage zu sein, diese ethischen Eindeutigkeiten noch zu erkennen und uns an dem eklatanten Verstoß gegen sie zu stören:

Ich würde also auch sagen, der moralische Kollaps besteht darin, dass wir kollektiv überhaupt nicht mehr ethisch denken können; vielmehr scheint als Maßstab der Moralität zunehmend akzeptiert, wie (gut) man sich dabei fühlt.

-> dem entspringt dann wohl auch dieses „Gutmenschliche“, Selbstgerechte.

Daran schließen auch diese nur noch als geistig gestört zu beschreibende Symbolpolitik („Queerer Wein„) und ritualisierte ostentative, öffentliche Unterwerfung unter ideologische Positionen an, die als „gut“ GEFÜHLT werden (vollkommen undurchdacht) – Wokeness, Gendersprache, „Political (Un-)Correctness“, „Cancel Culture“ usw., usf.

Die sentimentale Emotionalisierung ächtet die rationale und ethische Voraussetzung, Denken und Verstehen zu müssen

Wer da überhaupt noch denken will (hier wird eine angebliche, rein emotionale und vor-gedankliche Eindeutigkeit von Moral impliziert, die definitionsgemäß absolut unethisch ist!), wird allein dadurch schon zum „Problem“, dass er die angebliche (uniforme und kollektiv gefühlte) Eindeutigkeit des „moralisch Guten“ überhaupt noch zu etwas macht, worüber nochmal nachgedacht werden sollte.

Das ist genau das, was Bonhoeffer mit seiner „Gefährlichen Dummheit“ beschreibt: „Im Gegensatz zum Bösen ist der Dumme restlos mit sich selbst zufrieden.“

Der Anspruch der universellen Gleichwertigkeit aller Menschen verpflichtet uns zum Versuch, ethisch zu denken

Maßgeblich ist hierbei für mich nicht, dass ich persönlich dies alles für intellektuell und ethisch vollkommen gescheitert halte – GERADE vor dem Hintergrund der Annahme einer universellen Gleichwertigkeit aller Menschen mit gleichem Recht auf Freiheit und souveräne Selbstbestimmung.

Maßgeblich ist vielmehr, dass ich der Meinung bin, dass es eine durchgängige historisch-zivilisatorische Lektion ist, dass wir immer dann, wenn wir in dieses unethische Denken verfallen sind, uns selbst und anderen die schlimmsten Dinge angetan haben! Es ist in dem Potential unseres Menschseins grundsätzlich auch angelegt, dass wir uns alle – jeder einzelne von uns – zu den schlimmsten Bestien entwickeln können, wenn die Umstände dies begünstigen und wir nicht ethisch denkend die Kontrolle und Verantwortung darüber aufrechterhalten, wer wir als selbstbestimmte Subjekte sind. Wie wir uns selbst und Anderen gegenübertreten, ist entscheidend, um eine freie, friedliche und gerechte Gemeinschaft schaffen zu können.

Gut gefühlt und gut gemeint ist eben lange nicht automatisch gut gemacht. Ganz im Gegenteil. Wenn man nicht gut aufpasst, führt einen der mit guten Vorsätzen gepflasterte Weg tragischerweise geradewegs in die Hölle, die man sich so selbst schafft.

Euer Gabriel

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