Ich habe mich neulich mit jemandem unterhalten, der ein „Q“ und das merkwürdige Kürzel „WWG1WGA“ auf seiner Jacke trug. Da in Verbindung mit der „Q“-Symbolik auch viel Fake-News in deutschen Telegram-Gruppen geteilt wird, denke ich, dass hier etwas Aufklärungsarbeit notwendig ist. Grundsätzlich gilt: Jeder sollte Nachrichten kritisch prüfen, bevor er etwas in Gruppen weiterleitet. Je krasser eine Nachricht, desto mehr Arbeit sollte man in einen Plausibilitäts-Check und in das Auffinden zusätzlicher Quellen stecken.
Vermischung valider Fakten mit Fake-News schwächt den Protest
Jeder sollte sich klar machen: An der Impfpflicht und an den grundrechtseinschränkenden Maßnahmen gibt es allein auf Basis gut abgesicherter Informationen genug zu kritisieren, so dass es gar nicht nötig ist, weitergehende Spekulationen heranzuziehen. Diese schwächen sogar den Protest, denn die Vermischung von belegbaren Fakten mit Spekulation und widerlegten Fake-News vergiftet auch die gut belegten Fakten in der öffentlichen Wahrnehmung.
Reportage von Financial Times gibt Einblick
Aber was ist nun „QAnon“? Ein aus dem Ruder gelaufenes LARP (Live Action Role Play) von Defango und Thomas Schoenberger? Eine künstlich erschaffene Religion, deren Anhänger daran glauben, dass gutmütige Insider aus Militär- und Geheimdienstkreisen („White Hats“) uns retten werden, und wir uns gemütlich zurücklehnen können, während sie im Hintergrund die bösen „Black Hats“ bekämpfen und uns mittels „Q-Drops“ (die wie Prophezeiungen eines Nostradamus vielfältig interpretiert werden können) über ihre Fortschritte informieren?
Einen guten Einblick in das QAnon-Phänomen, seine Ursprünge und mögliche Hintergründe gibt die Reportage von Izabella Kaminska vom 16.10.2020.
Ist „Q“ eine PsyOp?
Oder ist „Q“ gar eine Operation der psychologischen Kriegsführung („PsyOp“), wie sie das US-Militär regelmäßig in Gebieten einsetzt, wo die USA militärischen Einfluss ausüben? Mit einem satirischen Blick beleuchtet das Team von thejuicemedia diesen Aspekt in einem Video ihrer Reihe „Ehrliche Regierungs-Werbung“ („Honest Government Ad“).
Auch Henning Wagner – aka der „Ewige Mungo“ – interpretiert „Q“ als ein künstlich geschaffenes Glaubenssystem, welches seine Anhänger in der Passivitit halten soll.
Fazit: Vorsicht bei Infos aus „Q“-Kanälen!
Je krasser eine Nachricht, desto gründlicher müsst ihr sie in weiteren Quellen prüfen! „Desinformation funktioniert am besten, wenn mindestens 80 Prozent des Narrativs in überprüfbaren Tatsachen verankert ist“, heißt es in der Reportage von Izabella Kaminska. Ebenso wie bei Nachrichten aus regierungsnahen Medien wie Tagesschau, CNN oder RT müssen wir bei Informationen aus Telegram-Kanälen, Twitter oder YouTube immer unsere Skepsis bewahren und uns durch Hinzuziehen verschiedener Quellen eine eigene Meinung bilden. Kein Qualitätsjournalist, kein YouTuber und kein Q nimmt uns das ab. Denn: weiterdenken… heißt selberdenken!