Eine Provinz-Posse aus Covidistan
Weil ein Fahrgast kritische Nachfragen zum Patientendatenschutz stellte, verlor ein Zugbegleiter die Geduld, forderte bewaffnete Vertreter der Staatsgewalt an und ließ alle anderen Fahrgäste 50 Minuten warten. Ist das verhältnismäßig? Die Bahn vertuscht den Vorfall und lügt bei der Begründung der Verstpätung: „Oberleitungsstörung“ 😉
Das folgende ist eine wahre Geschichte, die uns ein Zeuge zugetragen hat. Sie spielte sich ab in Hessisch-Covidistan im RB 41 Richtung Gießen in einem Zug der Deutschen Bahn.
Keine Maske
Ein Fahrgast wurde von einem Zugbegleiter darauf aufmerksam gemacht, dass er keine Maske trug. Er bedankte sich für den zuvorkommenden Hinweis des um seine Gesundheit besorgten Zugbegleiters. Er teilte dem Zugbegleiter mit, dass er jedoch aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen könne. Der Zugbegleiter fragte, ob er dafür auch ein Attest habe, was der Fahrgast bejahte. Der Zugbegleiter bat darum, das Attest sehen zu dürfen, anderenfalls würde er die Polizei rufen.
Datenschutz
Nach einem Austausch über die datenschutzrechtliche Situation gab der Zugbegleiter zu erkennen, dass ihm bewusst sei, dass er kein Recht hat, das Zeigen eines unter Patientendatenschutz stehenden ärztlichen Dokuments zu verlangen. Dies deckt sich mit einer Auskunft der Hessischen Landesregierung vom 22.09.2020.
Dienstanweisung: Polizei auf Maskenjagd?
Der Zugbegleiter führte aus, er habe eine Dienstanweisung, nach der er die Polizei rufen müsse, falls jemand ohne Maske im Zug sitzt und nicht „freiwillig“ ein Attest zeigt. Der Fahrgast gab zu erkennen, dass er bereit sei, aufgrund der Androhung die Polizei zu rufen, sich zum Vorzeigen der geschützten Patientendaten nötigen zu lassen. Er wolle jedoch im Gegenzug die Dienstanweisung sehen, aufgrund derer der Zugbegleiter sich verpflichtet fühle, einen Polizeieinsatz auszulösen, falls jemand seine geschützten Patientendaten nicht preisgeben möchte.
Zunächst behauptete der Zugbegleiter, die Dienstanweisung sei mündlich ergangen. Den Namen des Vorgesetzten, der diese Anweisung erteilt hatte, wollte er jedoch nicht nennen – aus Datenschutzgründen. „Sie haben meinen Namen, das reicht.“
Der Zugbegleiter suchte dann auf seinem Handy ein Dokument heraus, aus dem angeblich die Dienstanweisung zum Polizeieinsatz hervorginge. Dieses Dokument hinge auch aus. „Hier im Zug?“ fragte der Fahrgast. Nein – das hinge aber an den Bahnhöfen aus. „Aber Sie wissen ja …“
„Wenn ich Ihnen das glauben würde – aber Sie zeigen es mir ja nicht. Und deswegen bin ich auch fast schon gewillt, es zu machen.“ (den Polizeieinsatz auszulösen)
Dialog zwischen Fahrgast und Zugbegleiter
Fahrgast: „Da vorne hängt also ein Aushang, wo ich das nachlesen kann?“
Zugbegleiter: „Nein. Das hängt an den Bahnhöfen. Und es ist ja auch bekannt, dass man eine Maske tragen soll. Also erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie nicht wissen, dass man in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in öffentlichen Räumen …“
Fahrgast: „Also ich bin jetzt länger nicht gefahren …“
Zugbegleiter: „Also komm‘ – das geht jetzt zwei Jahre so …“
Fahrgast: „naja …“
Zugbegleiter: „Also jetzt reicht es mir“
Zugbegleiter geht weg.
Zugbegleiter kommt zurück.
Zugbegleiter: „Wir warten auf die Herrschaften. Die kommen dann gleich. Ja? Wollte Ihnen nur Bescheid sagen.“
Fahrgast: „Die ‚Herrschaften‘ von der Polizei?“
Zugbegleiter: „Wir warten jetzt hier, bis die von der Polizei da sind. Genau.“
Zugbegleiter geht weg
Fahrgast ruft ihm nach: „Sie halten jetzt hier den Zug auf?“
Fahrgast: „Im Interesse der anderen Fahrgäste würde ich Ihnen das Attest jetzt zeigen. Aber wenn Sie gerne den Zug stehen lassen wollen. Bitte! Interessante Bahnpolitik!“
Oberleitungsstörung als Ausrede für Verspätung
Der Zug kam mit 53 Minuten Verspätung in Gießen an. In der Bahn-App wurde als Grund eine Oberleitungsstörung angegeben. Die weiteren Haltestationen zwischen Gießen und Frankfurt sind als „entrance and exit not possible“ angegeben und bei Frankfurt „Stop cancelled“. Dies deutet darauf hin, dass die Bahn die Fahrt in Gießen abgebrochen hat – möglicherweise, um die Verspätungs-Statistik zu schönen. Den wahren Grund für die Verspätung anzugeben, war der Bahn offenbar zu peinlich.