Erinnerungswelle #B2908 – Eindrücke von der zweiten großen Coronamaßnahmen-Protestdemo 2020 in Berlin

Anlässlich der von Michael Ballweg angeregten „Erinnerungswelle“ veröffentlichen wir einen Zusammenschnitt von Eindrücken der Querdenken-Demo vom 29. August 2020 in Berlin und geben in diesem Artikel einen Rückblick auf die Anfänge der Corona-Proteste 2020.

Auch 2025 wird Berlin wieder ein Ort des Protests sein – am 3. Oktober für den Frieden:
„Gegen die Hochrüstung mit ihren unsozialen Konsequenzen. Gegen die Mittelstreckenwaffen. Gegen die innere Militarisierung. Gegen die Bedrohungslüge. Für die Beendigung aller Kriege – insbesondere in der Ukraine und im Mittleren Osten / Westasien.“

Frühjahr 2020 – erste „Hygienedemo“ am 28. März

Im April 2020 trafen sich in Marburg und in vielen anderen Städten Menschen, um gegen den Lockdown zu protestieren. In Berlin fanden die ersten Proteste bereits eine Woche nach Beginn des ersten Lockdowns statt. Unter dem Titel „nicht ohne uns“ organisierten Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp am 28. März 2020 die erste „Hygienedemo“ [1]. Die Repression nahm derart groteske Züge an, dass sogar das Zeigen eines Grundgesetzes von der Berliner Polizei als verbotene politische Meinungsäußerung eingestuft wurde [2].

Unabhängige Protestgruppen entstanden in vielen Städten

Die in vielen größeren und kleineren Städten unabhängig voneinander entstandenen lokalen Protestgruppen einte die Sorge um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit: Durch die Lockdown-Politik und die sich bereits 2020 ankündigende Impfpflicht-Debatte wurden einstige Selbstverständlichkeiten wie Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit fundamental in Frage gestellt.

Michael Ballweg organisierte zentrale Großdemos in Berlin im August 2020

Doch die dezentralen Demonstrationen konnten gut von Medien und Politik wahlweise kleingeredet, diffamiert oder ignoriert werden. Viele Lockdown-Kritiker sehnten sich nach einer großen zentralen Demo in Berlin. Es war das Verdienst von Michael Ballweg und seiner Stuttgarter Initiative „Querdenken 711“, dem bundesweiten Protest die Möglichkeit zu geben, an einem markanten Ort die Größe des Widerstandes sichtbar zu machen.

Es war das Verdienst von Michael Ballweg und seiner Stuttgarter Initiative „Querdenken 711“, dem bundesweiten Protest die Möglichkeit zu geben, an einem markanten Ort die Größe des Widerstandes sichtbar zu machen. Für viele Teilnehmer war es ein überwältigendes Gefühl, am 1. und 29. August in Berlin so viele gleichgesinnte Menschen zu treffen, die sich für die Wiedererlangung der Grundrechte einsetzten.

Ballweg Herzmeditation
Michael Ballweg am 1. August 2020 in Berlin
(Screenshot aus gelöschtem YouTube-Video vom 1.8.2020)

Politisch motivierte Ermittlungen – 279 Tage U-Haft

Dieses erfolgreiche Engagement von Ballweg hatte zur Folge, dass Finanzbehörden und Staatsanwaltschaft aggressiv – aber ergebnislos – gegen ihn „ermittelten“ [3]. Aufgrund haarsträubender Betrugs-Vorwürfe saß Ballweg 279 Tage in „Untersuchungshaft“. Diese musste er in Stammheim in Einzelhaft verbringen, da er die COVID-19-„Impfung“ verweigerte. Die offenkundig politisch motivierte Strafverfolgung endete am 31. Juli 2025 mit einem peinlichen Debakel für die Staatsanwaltschaft. Diese hatte Ballweg Betrug in 9.450 Fällen vorgeworfen und drei Jahre Haft gefordert [4]. Von diesem Hauptvorwurf sprach das Gericht Ballweg gänzlich frei.

Staatsanwaltschaft blamiert – Verwarnung wegen 19,53 Euro statt drei Jahren Haft

Aufgrund eines Steuerschadens in Höhe von 19,53 Euro wegen angeblich falsch verbuchter Umsatzsteuervoranmeldungen (für eine Hundematte und einen Parfümzerstäuber) verurteilte das Gericht Ballweg jedoch zu einer geringfügigen Verwarnung: eine zur Bewährung ausgesetzte Geldstrafe von 30 Tagessätzen à 100 Euro. Diese muss nur für den Fall gezahlt werden, wenn Ballweg in den nächsten 12 Monaten straffällig würde [5]. Für die zu Unrecht abgesessene Untersuchungshaft steht Ballweg eine Haftentschädigung zu, welche diesen Betrag deutlich übersteigen wird.

Erinnerungswelle: Weiterdenken-Marburg veröffentlicht Video von Querdenken-Demo vom 29. August 2020 in Berlin

Da sich heute am 1. August die erste große Querdenken-Demo 2020 in Berlin zum fünften Mal jährt, hat Michael Ballweg eine „Digitale Erinnerungswelle“ angeregt [6]. Weiterdenken-Marburg hat dies zum Anlass genommen, einen Zusammenschnitt von Eindrücken der Querdenken-Demo am 29. April 2020 zu veröffentlichen [7]. Im Video wird auch die damalige Polizei-Strategie sichtbar: Die Demo wurde vorne am Loslaufen gehindert, während von hinten immer neue Demonstranten dazukamen und somit der absurde „Corona-Abstand“ von 1,5 Metern nicht mehr eingehalten werden konnte. Damit hatte die Polizei den Grund für ihre Auflösung der Demonstration selbst herbeigeführt [8].

„Reichsbürger“-Narrative im Vorfeld des 29.8. – WDMR-Statement zur Berlin-Demo

Bereits im Vorfeld der zweiten großen Berlin-Demo geisterten jedoch merkwürdige Aufrufe durch die Telegram-Gruppen. Dubiose Accounts riefen auf einmal dazu auf, schwarz-weiß-rote Flaggen des Kaiserreiches von 1871 in Berlin zu schwenken und vor den Botschaften einen Friedensvertrag zu fordern.

Weiterdenken-Marburg hatte daher noch vor der Abfahrt nach Berlin am Vorabend der Demo ein Statement veröffentlicht, in welchem die Marburger Grundrechtsaktivisten klarstellten: „Wir wollen Demokratie – kein Kaiserreich“. Darin erörterten sie auch, dass nicht das Fehlen eines Friedensvertrages unser Problem sei. Stattdessen werde die Souveränität Deutschlands durch die „arrogante Missachtung des Völkerrechts durch die USA“ eingeschränkt, u.a. in Bezug auf die „Nordstream 2“-Sanktionen [9].

Telegram-Video vom 19.08.2020, in welchem im Vorfeld des 29. August dazu aufgerufen wurde, in Berlin Reichsfahnen zu schwenken. Am Ende sagt sie: „… und wir müssen zu den Botschaften, wir müssen einen Friedensvertrag verlangen.“

Berichterstattung über „Reichsbürger“-Treppenbesteigung lenkte von Querdenken-Demo ab

In dieses Bild passt, dass die Berichterstattung über den 29. August nicht von der riesigen Querdenken-Demo auf der Straße des 17. Juni geprägt war, sondern von einem Ereignis vor dem Reichstag. Die Besteigung der Reichstagstreppen („Reichstagssturm“) entstand aus einer anderen, relativ kleinen Demo, die aus dem „Reichsbürger“-Spektrum heraus angemeldet worden war. Während die Querdenken-Demo jedoch vom Berliner Covizei-Staat verboten wurde (und nur aufgrund gerichtlicher Eilanträge stattfinden konnte), hatten die Behörden die Anmeldung der „Reichsbürger“-Demo nicht in Frage gestellt.

Thomas Wüppesahl hatte die Vorgänge um die Treppenbesteigung am Reichstag in seiner Rede in Marburg am 24. Oktober 2020 eingehend beleuchtet [10]. Im Dezember 2022 hat Aya Velázquez den „Sturm auf den Reichstag“ in einer Dokumentation ausführlich aufgearbeitet [11].

„Weiterdenken-Marburg“ ist nicht „Querdenken“

Da in Mainstream-Medien häufig undifferenziert jegliche gegen die Coronamaßnahmen gerichteten Protestgruppen als „Querdenker“ bezeichnet werden, sei hier noch einmal auf das Statement von „Weiterdenken-Marburg“ vom Februar 2021 verwiesen [12]. Da die Gruppe völlig unabhängig von der Stuttgarter Gruppe „Querdenken 711“ entstanden war, hatte sie sich auch bewusst dagegen entschieden, sich z.B. „Querdenken 350“ zu nennen und stattdessen den Namen „Weiterdenken-Marburg“ gewählt. Mit „Querdenken 711“ verbindet uns das Engagement für die Grundrechte, gegen Lockdowns und gegen die Impfpflicht.

Grundrechte zurück statt Verfassungsdebatte

Bei anderen Themen wie etwa der von Michael Ballweg am 29. August 2020 ausgerufenen „Verfassungsgebenden Versammlung“ [13] hatten wir allerdings grundsätzlich andere Auffassungen. Auch in Marburg mussten wir uns gegen Sabotage-Versuche wehren: Bei einer symbolischen Grundgesetz-Beerdigung hatte eine Person, die nicht in die Vorbereitung der Aktion involviert war, ein Flugblatt verteilt, welches ein völlig anderes Anliegen hatte [14]. Unser Ziel war und ist es, unseren im Grundgesetz verankerten und dort hervorragend ausformulierten Grundrechten wieder Geltung zu verschaffen. Diskussionen um eine Verfassungsgebung nach Artikel 146 GG sind da absolut kontraproduktiv.

Frieden bleibt wichtigstes Thema – wieder in Berlin am 3. Oktober 2025

Neben der Aufarbeitung der Coronamaßnahmenkrise, dem Engagement gegen Überwachungsstaat und Zensur und für die Meinungsfreiheit ist Friedenspolitik für uns das wichtigste Thema. In Fortsetzung der Montagsspaziergänge gegen die Impfpflicht gehen wir weiterhin jeden Montag für den Frieden auf die Straße. Daher werden wahrscheinlich bei den am 3. Oktober 2025 in Berlin und Stuttgart geplanten Friedensdemos viele Marburger dabei sein und dafür eintreten, dass Deutschland friedenstüchtig wird [15].


Quellen:

[1] Erste „Hygienedemo“ in Berlin am 28. März 2020
https://www.nichtohneuns.de
https://web.archive.org/web/20200329091021/https://www.nichtohneuns.de/

[2] Berliner Polizei stufte das öffentliche Zeigen eines Grundgesetzes im Frühjahr 2020 als verbotene politische Meinungsäußerung ein.
https://www.youtube.com/watch?v=E650bbv3NuM

[3] 31.07.2025, Apollo-News: „Böhmermann und die grüne Staatssekretärin: Wie das gescheiterte Strafverfahren gegen Michael Ballweg eingefädelt wurde“
https://apollo-news.net/jan-boehmermann-und-die-gruene-staatssekretaerin-wie-das-gescheiterte-strafverfahren-gegen-querdenken-gruender-ballweg-eingefaedelt-wurde/

[4] taz, 22.07.2025: „Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Haft“
https://taz.de/Prozess-gegen-Querdenken-Gruender/!6098918
https://archive.is/yVpUg

[5] Hundematte verhindert Komplett-Freispruch
https://www.kontextwochenzeitung.de/schaubuehne/748/das-duerfte-ballweg-gewinnen-10363.html

[6] Querdenken initiiert Erinnerungswelle ab 1. August 2025
https://presse.querdenken-711.de/pressemitteilungen/digitale-erinnerungswelle-am-1-august-2025-ein-geburtstagsgeschenk-fuer-millionen-zum-1-august-2020

[7] Weiterdenken-Marburg veröffentlicht Videomaterial von Berlin-Demo am 29. August 2020
https://www.youtube.com/watch?v=L37bUCn7WmA

[8] Andreas Kopietz, Berliner Zeitung, 13.02.2025: „Querdenker klagen gegen die Auflösung ihrer Demos: So urteilt das Berliner Gericht“
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/querdenker-klagen-gegen-die-aufloesung-ihrer-demo-am-brandenburger-tor-durch-die-polizei-li.2294909
https://archive.is/Pugpo

Damals blockierten quer gestellte Polizeiautos die Demoroute, weshalb sich immer mehr Menschen auf dem Antreteplatz drängten, während der Zustrom an Menschen anhielt. Das Einhalten von 1,5 Meter Abstand zwischen den Teilnehmern war dadurch nicht mehr möglich – und für die Polizei ein Grund, die Demo nicht losziehen zu lassen wegen Verstoßes gegen die Abstandspflicht. „Man hätte die Menge entzerren können, um die Abstände zu vergrößern“, sagte Rechtsanwalt Ludwig. „Das Verhalten der Polizei war so rechtswidrig, das springt einem ins Gesicht.“

[9] Statement von Weiterdenken-Marburg vom 28. August 2020 zur Berlin-Demo
https://weiterdenken-marburg.de/2020/08/28/zur-demo-in-berlin/

[10] 25.10.2020: Ex-Polizist analysiert inszenierten „Reichstags-Sturm“
https://weiterdenken-marburg.de/2020/10/25/ex_polizist_analysiert_reichstags_strurm/

[11] Aya Velázquez: „Sturm auf den Reichstag – Chronik einer Psy-Op“
https://www.velazquez.press/p/der-sturm-auf-den-reichstag
https://www.youtube.com/watch?v=NJE-j0_ruVc

[12] „Weiterdenken-Marburg“ ist nicht „Querdenken“
https://weiterdenken-marburg.de/2021/02/11/querdenken-weiterdenken/

[13] Michael Ballweg rief am 29. August 2020 in Berlin eine „Verfassungsgebende Versammlung“ aus
https://www.youtube.com/watch?v=z1rzlmVemmE

[14] Unterwanderungs-Versuch bei symbolischer Grundgesetz-Beerdigung im Oktober 2020
https://weiterdenken-marburg.de/2020/10/18/symbolische-beerdigung-erinnert-an-die-bedeutung-der-grundrechte/

[15] Bundesweite Demonstration am 3. Oktober 2025 in Berlin und Stuttgart
https://nie-wieder-krieg.org/2025/07/07/3-oktober-2025/

Ein Kommentar

  1. Danke für diesen Artikel! Ich halte die „Erinnerungswelle“ für eine wichtige und sehr notwendige Idee. Die scheinbare „Aufarbeitung“ (i.d.R. durch Akteure und Akteurinnen von 2020 bis 3022), über die Medien berichten, die ebenfalls zu den Akteuren von damals zählen, dient vor allem dazu, die altbekannten und häufig längst widerlegten Narrative zu zementieren. In anderen Berichten und Erinnerungen des Mainstreams werden diese „toten“ Narrative ebenfalls künstlich am Leben erhalten. Deswegen freue ich mich, dass hier die Geschichte aus der Sicht derer erinnert wird, die den Maßnahmen kritisch gegenüber standen und den offiziell verbreiteten Lügen früh nicht glaubten.
    Dazu ist der Artikel sachlich und reich an Informationen.

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